Ein kleiner Nachtrag

Hallo, ich schon wieder, die Tatsache, dass dieser Eintrag so kurz nach dem letzten kommt bedeutet nur, dass ich im Kantor Synode (das Kirchenbüro auf meinem Gelände) das W-LAN Passwort bekommen habe und deshalb jetzt erst den letzten Eintrag hochladen konnte. Aber nichtsdestotrotz ist noch so einiges passiert. Wir haben mittlerweile Donnerstag und die Woche hat mit einem ziemlichen Kulturshock für mich gestartet. Bis kurz vor Ende des Kindergartens war meine einzige Sorge, dass ich das Gebet für diesen Tag vorbereiten sollte. Aber soweit ist es gar nicht gekommen, denn als ich soweit war flüsterte Ibu Noni mir noch ins Ohr, dass der Vater von einer der Lehrerinnen an dem Morgen gestorben sei. Das war zwar traurig aber bedeutete für mich ja nur, dass die Schulleiterin jetzt betet und ich dafür dann am nächsten Tag muss. Nach dem Gebet jedoch sagte Ibu Noni dann wir (das Kollegium der TK und ich) würden noch zum Beten für den Vater gehen, das würde man so machen. Also nichts dabei gedacht kurz nach Hause, was gegessen und dann holte Noni mich ab, eigentlich bin ich, warum auch immer, davon ausgegangen, dass wir das in der Kirche tun. Als wir jedoch an der Kirche vorbei gingen wurde mir klar, dass dem wohl nicht so ist und als Noni ein Motorradtaxi anhielt wurde mir des Weiteren klar, dass es wohl ein ganzes Stück sein müsste. War dann auch gleichzeitig meine erste Erfahrung mit einem solchen Taxi. Zehn Minuten später kamen wir dann an und erst mal wurde jeder begrüßt, das heißt wir haben uns in einer Schlange aufgestellt um jedem der vor dem Haus saß hallo zu sagen. Da saßen so ungefähr 30 Leute und die Stimmung wirkte nicht so wirklich als ob grade jemand gestorben wäre. Irgendwie hätte ich mehr Tränen und weniger lachende Gesichter erwartet, aber ganz unbewusst bin ich natürlich von einer deutschen Trauerfeier ausgegangen, bei der das vielleicht auch so gewesen wäre. Als wir dann an unserem Ziel ankamen (ein Raum im Haus) änderte sich die Stimmung dann doch, nicht viel aber auf jeden Fall ein bisschen. So weinten zum Beispiel zwei Frauen, wobei meine Begleitungen trotzdem weiter Scherze machten und lachten. Aber noch viel auffälliger als die sich ein bisschen veränderte Stimmung war der zugedeckte Leichnam der in der Mitte des Raums auf einem Bett lag, daneben ein Foto von ihm zu Lebzeiten. Da musste ich erst mal schlucken, aber außer mir störte sich da keiner dran also gehört das wohl irgendwie dazu. Das Tuch wurde einmal kurz gelüftet, so dass jeder das Gesicht des Toten einmal sehen konnte. Danach begann auch kurzerhand das Gebet wobei es wenn hier Gebet gesagt wird eher einer Andacht gleicht so ging das Ganze ungefähr eine Stunde. Und währenddessen wurden auch Fotos gemacht und sich unterhalten. Im Nachhinein betrachtet, war das vermutlich einfach eine andere Art mit dem Tod umzugehen, außerdem scheint der Tot auch einen ganz anderen Stellenwert so wurde auch zum Beispiel mir gegenüber der Tod des Vaters vor Zwei Wochen einfach so nebenbei beim Essen erwähnt (von jemanden den ich vorher nicht kannte). Das war alles schon ganz schön krass, aber ist halt einfach kulturell von Land zu Land und von Region zu Region verschieden und schließlich bin ich hier um genau solche Erfahrungen zu machen.
Der Rest der Woche verlief dann relativ ereignislos, am Mittwoch habe ich Oinike kennen gelernt und abends hat sie mir dann noch ihren Mann vorgestellt.
Das war es auch schon wieder was ich berichten wollte.
Liebe Grüße von Nias Euer Julian

One Responses

  • Anja

    Hallo Julian,
    Mensch, ich hatte mich schon gewundert, wo denn der VEM-Blog hinverschwunden ist!
    Wie schön, dass ich ihn jetzt auch einmal gefunden habe 😀
    Das, was du beschreibst, schleudert mich vier/fünf Jahre zurück und ich kriege richtig Fernweh nach Nias! Deine Erfahrung mit der Beerdigung kann ich sehr gut nachvollziehen!

    Noch eine schöne Zeit und hati-hati,

    Anja

    Antworten

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