Hallo, ich hab jetzt eine ganze Weile schon nichts mehr von mir lesen lassen und melde mich jetzt ein wenig verspätet. Deshalb werden jetzt kurz hintereinander ein paar mehr Einträge kommen, damit ihr und ich ein wenig den Überblick behalten könnt. Als erstes der Rundbrief, einige von euch haben in schon bekommen. Alle anderen können jetzt auch die Zusammenfassung der ersten drei Monate lesen (für alle die es nicht wissen, jeder Freiwillige muss alle drei Monate einen Rundbrief an die Unterstützer schreiben). Viel Spaß beim lesen, vielleicht ist ja auch irgendwas dabei, dass ihr noch nicht wusstet.
Hallo ihr Unterstützer und andere Empfänger meines ersten Rundbriefes. Ehrlich gesagt habe ich nicht so wirklich eine Ahnung, was man alles in so in einen Rundbrief schreibt, deshalb sei am Anfang gesagt, wenn ihr Nachfragen habt, euch was fehlt, oder ihr irgendwas wissen wollt, könnt ihr mich einfach kontaktieren entweder per Mail an juliankerssenfischer@web.de,oder über Whatsapp +62 812 65677012. Sonst findet ihr vieles was ich hier erzähle auch in meinem Blog unter 2018-2019.vem-freiwillige.de/julian.
Und am besten beginnen wir am Anfang und ich erzähle euch einfach mal was so passiert ist. Nachdem ich mit meiner Mitfreiwilligen Dorothea von Düsseldorf nach Singapur geflogen bin, wurden wir dort von jemandem abgeholt, vom Flughafen erst zum Hostel und dann zur Botschaft gebracht, dort haben wir unser Visum beantragt, welches wir auch zwei Tage später abholen konnten. In der Zwischenzeit konnten wir uns Singapur angucken. In Singapur hatte ich dann auch zum ersten Mal das unwohle Gefühl, dass ich mein mir bekanntes Leben und die mir bekannten Leute für ein Jahr hinter mir lasse. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch Dorothea, die so ungefähr das Gleiche durchgemacht hat, wie ich. Nach fünf Tagen in Singapur sind wir dann am Freitag weiter nach Medan geflogen. Dort angekommen haben Dorothea und ich uns getrennt und ich bin alleine weiter nach Gunnungsitoli. Hier wurde ich von zwei Lehrerinnen aus dem Projekt abgeholt und zu dem Zimmer gebracht in dem ich ein Jahr verbringen würde. Dazu sei direkt gesagt, mein Zimmer liegt auf dem Kirchengelände im Asrama Deborah (ein Wohnheim für Kirchenmitarbeiter). Direkt nebenan ist das Kirchenbüro, die Kirche und auch der Kindergarten. Dort also habe ich ein kleines Zimmer, mein Badezimmer teile ich mir mit einer der anderen Familien. Wobei Badezimmer in den Fällen, die ich bis jetzt gesehen habe bedeutet, dass dort eine Toilette (meistens eine Hocktoilette) und ein Becken oder ein Fass mit Wasser steht. Das Wasser ist dann zum Waschen gedacht und im Boden ist ein Loch, durch das das Wasser abfließen kann.
Nachdem ich am Freitag angekommen war, bin ich am Montag direkt zum ersten Mal zu meinem Projekt gegangen. Dort wurde ich der Schulleiterin vorgestellt. Das Projekt ist ein Kindergarten, aber im Indonesischen Schulsystem ist der Kindergarten eher mit einer Vorschule zu vergleichen, die Kinder habe also tatsächlich jeden Tag Unterricht. Eine der Lehrerinnen, die mich schon vom Flughafen abgeholt hatte, hat mich dann mit in ihre Klasse genommen. Diese Lehrerin spricht zum Glück Englisch, sodass ich nicht komplett aufgeschmissen war. Ich bin auch sehr froh darüber, dass es jeden Sonntag einen englischen Gottesdienst gibt in den ich gehen kann, sodass ich wenigstens ein bisschen was verstehe. In der Klasse fallen die verschiedensten Aufgaben für mich an, meinen normaler Tagesablauf beginne damit, dass ich um 7:00 aufstehe und dann gegen 7:30 zur Schule zur Schule gehe, der Weg dorthin beträgt ungefähr 30 Sekunden. Dort angekommen hole ich die Schüler/innen vom Haupteingang ab und bringe sie zur Klasse, aber nur Dienstag bis Donnerstag, am Montag ist morgens ein Fahnenappell und am Freitag ist immer Sport, da bleiben die Schüler auf dem großen Platz vor der Schule und ich bringe nur ihre Taschen zur Klasse. Danach beginnt der Unterricht in den Klassenräumen mit ein paar Liedern und einem kurzen Part Frontalunterricht, in dem das Thema des Tages vorgestellt wird und die Aufgaben erklärt werden. Die Klasse ist durch die Tische in drei Gruppen aufgeteilt, sodass jede dieser Gruppen eine andere Aufgabe kriegt. Eine dieser Gruppen betreue dann ich, die anderen beiden die Klassenlehrerin und ihrer Assistenzlehrerin. Nachdem auch die Gruppenarbeit beendet ist, wird gegessen, die Kinder holen nach dem Beten ihr Essen aus den Taschen. Je nachdem wie lange das dann dauert oder wie viel Zeit schon davor verloren gegangen ist, gibt es entweder noch eine Pause oder nicht. Kurz darauf wird dann nochmal gesungen und die Kinder werden nach und nach abgeholt. In dieser Zeit wird der Unterricht für den nächsten Tag vorbereitet, das bedeutet wenn etwas am nächsten Tag gebastelt werden soll, dann wird dies probeweise schon einmal getan. Danach beten die Lehrer noch zusammen in einem der Klassenräume und der Tag wird noch kurz besprochen.
Nachdem ich in Singapur nur eine 30 Tage Aufenthaltserlaubnis bekommen habe, musste ich nochmal zur Einwanderungsbehörde. Meine Mentorin war die ersten eineinhalb Wochen nicht da, weil sie bei der Generalversammlung der VEM war. Also musste ich bis dahin warten um zur Einwanderungsbehörde zu fahren. Als wir beim ersten Mal dort waren fehlten bei den Dokumenten noch ein paar Originale. Nachdem ich dann die Dokumente von der VEM zugeschickt bekommen hatte, war die Einwanderungsbehörde aber leider offline, was so viel heißt wie sie konnten meine Aufenthaltserlaubnis nicht bearbeiten, empfahlen mir aber nach Sibolga zu fahren. Einziges Problem dabei ist, dass Sibolga am Festland liegt und man zwölf Stunden mit der Fähre fahren muss. Ich bin also über Nacht hin, habe den Tag in Sibolga verbracht, war bei der Behörde und bin in der nächsten Nacht auch schon wieder zurück gefahren. Auf dieser Reise wurde ich von einem Studenten aus einem der hiesigen Colleges begleitet. Nachdem ich das also erledigt hatte und bei der Behörde war, hatte ich also auch meine Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr. Die Tatsache, dass meine Mentorin eineinhalb Wochen nicht da war hatte neben der Verzögerung meiner Aufenthaltserlaubnis auch zur Folge, dass es mir in dieser Zeit nicht so gut ging, ich sprach kein Wort indonesisch, wusste nicht wie die Dinge abliefen und es war auch niemand da, der sich dafür verantwortlich fühlte mich in alles einzuweisen. Nachdem sich das aber geklärt hatte, ging es dann auch mit meiner Laune aufwärts. Meine Mentorin ist super nett und hat mir dann auch bei allem geholfen, sodass ich mich mittlerweile an das Meiste gewöhnt habe und mich fast schon eingelebt habe. Außerdem hat es mir geholfen, dass es in der Nähe von Gunnungsitoli zwei andere deutsche Freiwillige gibt, mit denen ich mich schon ein paar Mal getroffen habe und die einfach in einer ähnlichen Situation wie ich stecken und somit auch wissen wie es mir so geht. Zum Glück leben wir auch im 21. Jahrhundert und ich kann auch mit Menschen in Deutschland, oder anderen Teilen der Welt ohne größere Probleme kommunizieren, sodass ich eigentlich nie ein Problem damit habe, niemandem zum Reden zu haben.
Noch ein großer Unterschied zu Deutschland ist das Essen, das bekomme ich hier von einer Familie gemacht, die eine Art Restaurant hat. Und weil ja nicht alle Klischees unbegründet sind, ist ein häufiger Hauptbestandteil Reis, dazu gibt es dann meistens Fisch und oder Hähnchen und Gemüse. Das Gemüse geht von Bohnen über Spinat zu Kohl, gleicht also sehr dem, was ich von zuhause gewöhnt war. Ein großer Unterschied ist jedoch, dass ich bis jetzt immer auch Chilli im Gemüse hatte, Chilli wird sowieso sehr viel häufiger verwendet. Das Fleisch, beziehungsweise der Fisch ist sehr häufig frittiert oder in Scharfer Soße gekocht. Dann gibt es zum Nachtisch manchmal noch Obst, also z.B. Mango, Apfel, Papaya oder Birne. Ich glaube sowieso, dass es hier so ziemlich alle Früchte gibt, die es in Deutschland auch gibt, was vermutlich mit der Äquatornähe und dem damit verbundenen Wetter zusammenhängt. Gerade hat nämlich auch die Regenzeit angefangen und ich dachte als Wuppertaler wäre ich alles gewohnt und mich könnte nichts mehr überraschen, tja falsch gedacht, Regen wie hier hab ich sonst bis jetzt noch nirgendwo erlebt, es scheint dann immer so als wäre da eine Wand aus Wasser vor dem Balkon oder Fenster. Außerdem ist es dann unglaublich laut.
So, genug erzählt, ich hoffe euch ist nicht zu langweilig geworden und wie gesagt bei Nachfragen oder so meldet euch gerne. An dieser Stelle danke ich nochmal allen Unterstützern für eure Spende und möchte nochmal darauf hinweisen, dass alles was ich so erzählt habe meine rein subjektive Erfahrung ist, davon ist vermutlich nichts allgemeingültig und bezieht sich auch nur auf das, was ich so bis jetzt erlebt habe.
Viele liebe Grüße aus Indonesien!
Euer Julian
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