Gerade sind Jacky, Jan und ich von einem sehr berührenden Film zurückgekommen. Er handelt von einer Frau, deren Sohn von Crystal Meth abhängig wird. Die Droge verändert den jungen Mann und er stiehlt seinen Eltern alle Wertgegenstände und ihr Geld, schlägt seine Mutter und schafft es fast, sein Elternhaus niederzubrennen. Aus Angst um ihr Leben, tötet die Mutter schließlich ihren Sohn. Was mich jedoch am meisten berührt, ist, dass dieser Film auf einer wahren Geschichte basiert und die Eltern noch immer in Lavender
Hill, unweit der New World Foundation wohnen. Einige der Mitarbeiter kennen die Frau, Ellen, sogar persönlich und sagen, dass Geschichten wie ihre jeden Tag passieren. Falls der Film „Ellen“ in Deutschland auch gezeigt wird, kann ich ihn definitiv weiterempfehlen.
In diesem Blogeintrag wollte ich allerdings nicht nur eine Filmempfehlung geben, sondern auch über die Arbeit mit den Kindern reden. Es steht jetzt nämlich fest, dass ich hauptsächlich in den Youth Clubs sein werde und am Dienstag, Mittwoch und Freitag vormittags auch im Educare helfe.
Allerdings kommen hier erst einmal ein paar Fakten: Wir drei Freiwillige wohnen in einer wunderschönen kleinen Wohnung in Muizenburg. Das Wohngebiet von uns ist eingezäunt und mit Wächtern ausgestattet, sodass für unsere Sicherheit gesorgt ist. Zehn Autominuten von uns entfernt befindet sich dann die New World Foundation in Lavender Hill. Es ist riesig und ich brauchte erstmal ein bisschen Zeit, um mich dort zurecht zu finden. Was ich aber wirklich wertschätze, ist, dass wir unser eigenes Büro haben als Freiwillige. Ich fange langsam auch an, die Stille dort zu genießen, da die Kinder immer laut sind und es auf Dauer sehr anstrengend wird. Auf der anderen Seite macht es mir echt Spaß, Basteleien vorzubereiten, mit ihnen zu spielen, Essen auszuteilen oder ganze Sessions zu planen.
Das war allerdings nicht immer so: Als erstes war ich komplett überfordert. Alle Kinder der Youth Clubs sind rumgerannt, haben rumgeschrien, die ganze Zeit meine Haare angefasst (was irgendwie richtig komisch ist) und wollten auf meinem Schoß sitzen. Uns wurde schon vorher gesagt, dass die Kinder die letzten Sachen nicht machen sollen, aber es ist echt schwer sie davon abzuhalten, wenn es drei auf einmal versuchen. Außerdem hatte ich keine Ahnung wie der Ablauf eines normalen Nachmittags ist und stand deswegen die ganze Zeit ohne Plan irgendwo rum.
Zum Glück habe ich schon am zweiten Tag eine große Verbesserung gemerkt, weil man langsam wusste was man zu tun hatte. Zwar passieren uns immer noch viele Fehler aber langsam kommt in das Ganze eine gewisse Routine rein. Leider kann ich mir lange noch nicht alle Namen von den Teilnehmenden merken, was echt problematisch ist. Die Kinder hören nämlich eher, wenn man sie direkt anspricht, ansonsten kann man so viel rumschreien wie man will.
Aber auch außerhalb der New World Foundation ist so einiges passiert. An einem Samstagnachmittag haben wir eine Citytour gemacht, um uns die schönen Orte von Kapstadt anzusehen und eine To-Do Liste zu erstellen, wo wir auf jeden Fall noch einmal hinmüssen. Diese ist sehr lang geworden. Eine Woche später haben wir schon das erste der Liste abgehakt: Wir waren im Aquarium bei der Waterfront, wo man viele einheimische und nicht-einheimische Tiere beobachten konnte. Gleichzeitig wurde auch viel Wert auf Aufklärung im Bereich Nachhaltigkeit gelegt und das nicht nur in Bezug auf die Verschmutzung der Meere durch menschlichen Müll, sondern auch auf Wasser- und Stromverbrauch. Sehr eindrücklich war außerdem, dass wir selbst einige nicht giftige Meeresbewohner anfassen durften.
Des Weiteren durften wir schon zwei wunderschöne Flecken Erde an Kapstadts Küste bestaunen: die Hout Bay und Simon´s Town. Man kann sich an der Aussicht fast nicht satt sehen. Das Gleiche Problem hatte ich in der Watershed. Dort werden viele schöne kleine und große Kunstwerke zum Verkauf angeboten und bei fast allen kann man sich sicher sein, dass sie einzigartig und nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. An diesem Tag hätte ich am liebsten unsere Wohnung komplett neu ausgestattet, aber leider habe ich schon zu viel Geld in diesem Monat ausgegeben.
In den letzten zwei Wochen haben wir zudem noch zwei andere Freiwillige aus Deutschland kennengelernt. Das erste Treffen fand in der Kirche statt mit anschließendem Mittagessen auf einem Weinberg mit Aussicht auf eine Bucht und das Meer. Dazu kann man nur eins sagen: atemberaubend schön.
P.S.: Wie auch schon im letzten Eintrag möchte ich hervorheben, dass alles was ich beschrieben habe aus meiner subjektiven Perspektive heraus geschehen ist und keineswegs verallgemeinert werden kann.
P.P.S.: Es tut mir sehr leid, aber ich darf auf diesem Blog keine Fotos von meiner Arbeit veröffentlichen, da Bilder aus der New World Foundation nicht für private Zwecke wie diesen verwendet werden dürfen.
One Responses
Hallo, Leonie,
Danke für deine Karte. Leider kann ich nicht genau sagen, wie lange sie nach Deutschland gebraucht hat. Wir waren im Urlaub, als sie ankam.
Das hört sich ja alles super an.
Viel Spaß weiterhin. LG, Anette