Über die Zeit in Tansania

Hallo alle zusammen, in diesem Blogeintrag erfahrt ihr, was ich in Tansania gemacht und erlebt habe. Viel Spaß beim Lesen!

Bevor die Reise losging war ich sehr aufgeregt und voller Vorfreude auf das Seminar, die anderen VEM-Freiwilligen wiederzusehen, und ein neues Land zu entdecken. Zuerst stand aber das Packen an. Wenn ich mit meinen Eltern verreist bin, habe ich immer einen riesigen Reisekoffer gefüllt, sogar wenn wir nur übers Wochenende zu meiner Oma gefahren sind. Doch für die Reise durch Tansania hatte ich mir vorgenommen, mit zwei Rucksäcken auszukommen. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut, da ich so sehr mobil war.

Die Nacht vor der Abreise habe ich in Kigali bei Anselm und Yannik verbracht. Am nächsten Morgen hieß es dann früh aufstehen, denn unser Bus zur tansanischen Grenze fuhr um Punkt 6 ab. Es war ungewohnt, mit einem vollen Rucksack vorne und hinten Moto-Taxi zu fahren, doch daran habe ich mich im Laufe der Reise gewöhnt.

Nach zehn Stunden Fahrt sind wir in Bukoba angekommen, wo wir Lisa, eine weitere VEM-Freiwillige besucht haben. Bukoba hat ca. 130.000 Einwohner, liegt am Victoriasee und verfügt sogar über einen kleinen Flughafen. Wir waren fünf Nächte dort und sind in ihrer sehr schönen und geräumigen Wohnung untergekommen. An einem Tag haben wir Lisas Einsatzstelle, eine Grundschule, besucht. Ihr gefällt die Arbeit mit den Kindern sehr, doch für mich wäre das wahrscheinlich nichts. Lisa spricht übrigens fließend Kisuaheli und so war sie uns auf der Weiterreise als Dolmetscherin behilflich. Da wir morgens lange geschlafen und abends meist Volleyball am Strand gespielt haben, kam bei mir echte Urlaubsstimmung auf. Leider sollte man aufgrund des Bilharziose Risikos nicht im Victoriasee schwimmen gehen. Mittags haben wir in einem Restaurant gegessen, wo es köstlichen Reis mit Bohnen gab und zum Abendessen hatte man die Wahl zwischen Pommesomellet oder der gesunden Variante, einem Obstteller. Bevor wir nach Dodoma weitergereist sind, haben wir noch Lisas 19. Geburtstag gefeiert.

Die Busfahrt nach Dodoma dauerte 16 lange Stunden. Aufgrund der lauten Musikvideos und den Actionfilmen, welche die ganze Fahrt im Bus gespielt wurden, war es mir nicht möglich zu entspannen. Dieses „Unterhaltungsprogramm“ hat mich in allen 80 Stunden, die ich in tansanischen Bussen verbracht habe, begleitet. Dodoma hat außer einem guten Fitnessstudio nicht viel zu bieten, aber immerhin kann ich nun behaupten, in der Hauptstadt Tansanias gewesen zu sein. Dort ereilte mich zudem noch eine schlechte Nachricht: Ich hatte an einem Geldautomaten der NMB-Bank versucht Geld abzuheben (insgesamt über 300 Euro). Das Geld kam nicht aus dem Automaten, es wurde allerdings von meinem Konto abgebucht. Ich habe der Sparkasse den Sachverhalt geschildert und nun bin ich optimistisch, mein Geld wieder zu bekommen. Also wenn ihr Mal in Tansania sein solltet und keine Lust auf unnötigen Stress habt, empfehle ich zu einer anderen Bank zu gehen.

Nach unserem Zwischenstopp in Dodoma waren die restlichen sechs Stunden Busfahrt nach Morogoro nur noch ein „Klacks“. In Morogoro wurden wir von einer enormen Hitze sowie einer hohen Luftfeuchtigkeit begrüßt. Ich habe keine Ahnung wie viel Grad Celsius es waren, aber ich habe Tag und Nacht geschwitzt. Unglücklicherweise gab es in meinem Zimmer keinen Ventilator ☹. Am Tag der Ankunft haben wir uns gleich noch die Innenstadt von Morogoro angeschaut. Die Stadt war deutlich trubeliger, als ich es aus Ruanda gewöhnt bin und mein erster Gedanke war: „Jetzt bin ich in Afrika angekommen“. Über das fünftägige Seminar in Morogoro habe ich bereits in meinem letzten Rundbrief berichtet.

Im Anschluss an das Seminar haben wir Lydia in Lutindi besucht („wir“ – das ist eine Gruppe von sechs Freiwilligen). Das Dorf Lutindi liegt recht abgelegen in den Usambara Bergen. Um es zu erreichen mussten wir das letzte Stück mit dem Moto-Taxi zurücklegen. Es war die schlimmste Moto-Taxi fahrt, die ich bisher erlebt habe. Ich war voll bepackt mit meinen Rucksäcken, sodass ich nur auf dem ungepolsterten Gepäckträger sitzen konnte, die Lehmstraße war eng und holprig und es ging die ganze Zeit nur bergauf, sodass ich Angst hatte vom Motorrad zu rutschen. Nach 20 – 25 Minuten war die Tortur vorbei und ich konnte mit Krämpfen in Hand und Oberschenkel und einem fast gebrochenen Steißbein absteigen.

Lydia arbeitet in einer psychiatrischen Klinik, in der u.a. Alkohol- oder Drogenabhängige behandelt werden. Sie wechselt dabei zwischen den verschiedenen Bereichen der Einrichtung, wie Schreinerei, Wäscherei, Küche oder der Krankenstation. Auch sie fühlt sich sehr wohl, für mich wäre Lutindi wahrscheinlich zu abgelegen, denn ich schätze die Nähe zum Supermarkt in Muhanga und dem deutschen Restaurant in Kigali.😉

Am nächsten Tag ging die Reise weiter nach Lushoto zu Miri. Sie arbeitet in einer Art Waisenhaus für Kinder im Alter von 0-3 Jahren. Das Spielen mit den Kindern hat auch mir Spaß gemacht, vor dem Windeln wechseln habe ich mich aber gedrückt. Geschlafen haben wir drei Nächte bei Uwe, einem Deutschen, der in Lushoto mit seiner tansanischen Frau und den Kindern lebt. Sein Haus liegt sehr abgeschieden auf einem Berg, das nur über buckelige Feldwege zu erreichen ist. Mein VW-Polo wäre gescheitert, doch für Uwes Militär-Jeep aus dem Jahr 1976 war es kein Problem. In Lushoto hat uns Miri zu einem Aussichtspunkt geführt, an dem ich die beste Aussicht meines Lebens genießen durfte: Ein 180 Grad Blick über die Weiten Tansanias.

Nächste Station: Moshi. Wir haben dort eine Nacht geschlafen und am nächsten Morgen hatten wir eine tolle Sicht auf den 5895 Meter hohen Kilimandscharo. Ein gewaltiger Berg, der an den Seiten flach ausläuft.

Weiter ging es nach Arusha. Die Stadt mit knapp 500.000 Einwohnern ist sehr trubelig und touristisch geprägt. Besonders nervig fand ich die aufdringlichen Verkäufer, die mir Stoffe, Tierfiguren, „selbstgemalte“ Gemälde und vieles mehr andrehen wollten. Lisa und Fanny haben sich in Arusha Braids flechten lassen. Ich hatte das auch überlegt, doch mit meinem ruandischen Kurzhaarschnitt wäre das vermutlich etwas schwierig geworden.😉 Stattdessen habe ich mein Geld lieber auf einem Secondhand-Markt ausgegeben. Ich bin nun stolzer Besitzer eines Lacoste Polohemds, eines rosa Ralph Lauren Hemds sowie eines Fußballtrikots der tansanischen Nationalmannschaft.

Nach zwölf Stunden Busfahrt von Arusha gen Süden traf ich in Daressalam ein. Die Hafenstadt ist mit seinen über vier Millionen Einwohnern und den zahlreichen Hochhäusern das wirtschaftliche Zentrum Tansanias. Dort gibt es KFC (für die älteren Leser: so etwas wie McDonald’s) und ich habe die Chance genutzt und zum ersten Mal nach einem halben Jahr Fast Food gegessen. Auf dem Rückweg ins Hostel bin ich zufällig(!) an einem Straßenstrich vorbeigekommen. Ich habe die netten Angebote der Damen abgelehnt und war froh, wohlbehalten im Hostel angekommen zu sein. (Wer in Daressalam ist, sollte die Ghana Street meiden, oder halt auch nicht…) Bevor ich am nächsten Tag auf die Fähre nach Sansibar stieg, war ich noch in zwei Einkaufszentren. Grünes Pesto habe ich vergeblich gesucht.

Die Überfahrt nach Sansibar dauerte zwei Stunden. Eine andere Freiwillige hat Anselm und mich freundlich in ihrer Wohnung in Stone Town, der Insel-Hauptstadt, aufgenommen. In Stone Town gibt es viele enge Gassen, die mich an ein italienisches Dorf erinnert haben. Die Architektur ist zudem arabisch geprägt, da Sansibar lange ein Handelszentrum war. Heute laufen in der Stadt gefühlt mehr Touristen als Einheimische rum. Ich habe es sehr genossen, an drei Abenden im Indischen Ozean schwimmen zu gehen, denn in Ruanda beschränken sich die Schwimmmöglichkeiten auf ein kleines Schwimmbad und Hotelpools. Das Wasser dort war so warm wie in einer Badewanne, also nicht mit der Nordsee vergleichbar. Da Sansibar als Paradies für Taucher gilt, konnte ich mir dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Über einen Freund konnten Anselm und ich zwei Tauchgänge zum reduzierten Preis machen. Am Vorabend fanden die Einweisung und das Training in einem Pool statt und am nächsten Tag sind wir mit dem Boot zu einem Korallenriff gefahren. Mit der Ausrüstung und der Tauchtechnik hatten wir keine Schwierigkeiten, sodass wir die Unterwasserwelt in vollen Zügen genießen konnten. Neben bunten Korallen und zahlreichen Fischen, haben wir sogar einen kleinen Hai bei der Jagd gesehen. Das Tauchen war wirklich eine tolle Erfahrung, denn ich habe mich wie in einer anderen Welt gefühlt.

Die Rückreise nach Kigali war weniger schön. Es gibt tatsächlich einen Direktbus von Daressalam nach Kigali für ca. 30 Euro. Wir sind um 6 Uhr morgens in Daressalam losgefahren und um 12 Uhr nachts beim Zwischenstopp angekommen. Dort haben wir vier Stunden Schlaf in einem Hotel bekommen, bevor es um 6 Uhr morgens weiterging. Gegen 7 Uhr abends sind wir in Kigali angekommen.

 

Insgesamt war die Zeit in Tansania sehr erlebnisreich! Ich habe viele Orte besucht, das Seminar war bereichernd und ich hatte die Möglichkeit, die Lebensumstände und Einsatzstellen der anderen VEM-Freiwilligen zu sehen. Dennoch habe ich mich sehr gefreut nach Muhanga in mein Zuhause zurückzukehren und ich bin nach dieser Auszeit mit neuer Kraft in die verbliebene Zeit gestartet.

 

Viele Grüße,

Ansgar

 

PS:

Ich möchte darauf hinweisen, dass ich in meinem Bericht keine allgemein gültigen Aussagen über Ruanda und Tansania sowie die Menschen, die dort leben treffe, sondern nur meine subjektiven Eindrücke wiedergebe.

Bilder zu diesem Eintrag findet ihr in der Galerie: „Fotos Tansania“

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