Gerne möchte ich ein wenig von der Weihnachtszeit berichten, auch wenn die nun schon weit zurückliegt. In der Stadt war durch Weihnachtsschmuck in den Läden und manchen Straßen unverkennbar, welche Zeit anstand. Die Sommerferien beginnen und es wird sich auf den Familienbesuch gefreut. Mit den drei Mitarbeitenden aus dem Gemeindezentrum, in dem ich arbeite, gab es einen Jahresabschluss, bei dem wir im Restaurant essen waren. Um es mir auch zu Hause etwas weihnachtlich zu machen, habe ich mir Kerzen geholt. Ungewohnt war natürlich, dass es im namibischen Sommer um die 35°C hatte, während ich mit meinem Nachbarn gebacken habe. Da kommt die Adventsstimmung, die ich sonst kenne, nicht so recht auf, dafür aber eine andere, die ich sehr genossen habe. Sie ist mir trotz allem Trubel, den es natürlich auch hier im Rahmen der Vorbereitungen gibt, sehr entspannt vorgekommen, und das habe ich beim Schreiben einiger Briefe an meine Familie gemütlich ausgenutzt.
Eine Woche vor Heiligabend bin ich dann mehr oder weniger spontan aufgebrochen, um meine Mitfreiwillige Jule in Maltahöhe zu besuchen. Mit gepackter Tasche bin ich morgens zur Tankstelle gegangen, wo zu gefühlt jeder Uhrzeit Taxis Richtung Windhoek fahren. Egal, wer dort vorbeigeht, bekommt von den Fahrern zugerufen, ob man mitfahren wolle. Entsprechend schnell ist eine Gelegenheit gefunden, und eine knappe Stunde später bin ich in Windhoek angelangt, um an einer weiteren Tankstelle, die als Station dient, einen Bus in den Süden zu erwischen. Das sind Kleinbusse, die meist circa 20 Personen mitnehmen können, darum dauert es etwas länger, bis er voll ist und es losgehen kann. Nach etwa drei Stunden Fahrt durch die Savanne in Mariental angekommen, stand dann das letzte Stück an. Maltahöhe ist klein, darum fahren, angeblich besonders in der Festzeit, keine Taxis oder Busse. Deshalb hatte ich Glück, in dem Moment einen Kleinbus mit Maltahöher Kennzeichen zu sehen (auch hier hat jedes Nummernschild eine Ortsabkürzung), dessen gut gelaunte Gruppe mich gerne für ein Entgelt mitgenommen hat. Also noch eine gute Stunde gen Westen, zwischendurch eine Pause, die auf dieser Strecke durch alle paar Dutzend Kilometer aufgestellte Tisch-Bank-Formationen mit Sonnendach ermöglicht werden. Sehr beeindruckend, dort mitten im Nichts zu sitzen, wo bis auf die Straße trotz weitem Ausblick nichts Menschengemachtes in Sicht und schon gar nicht zu hören ist. Vielleicht konnte ich einen guten Einblick darin geben, wie hier gereist wird, auch wenn ich das ja jetzt nur ein Mal gemacht habe und es sicher auch ganz anders ablaufen kann. Züge gibt es auch, aber sie sind für weite Fahrten unbeliebt, weil sie sehr langsam fahren. Dafür soll der Preis aber gut sein. Falls ich das noch ausprobieren sollte, werde ich auch davon berichten.
In Maltahöhe angekommen, traf ich auf Jule und ihre Gastfamilie. Dort wurde ich sehr freundlich aufgenommen und wir haben eine entspannte und lustige Zeit gehabt, in der mir der Ort gezeigt wurde und wir ab und zu Karten gespielt oder lecker gegessen haben. Am Wochenende vor Weihnachten bin ich mit Bus und Taxi wieder zurück nach Okahandja gefahren.
Da die meisten Menschen hier in der Nacht zum 25. Dezember oder an dessen Morgen Weihnachten feiern, hatte ich am 24. zunächst nichts vor, bis ich die Kirchenglocken der benachbarten „Friedenskirche“ hörte. Da habe ich mich kurzentschlossen auf den Weg gemacht, um den deutschsprachigen Heiligabend-Gottesdienst zu erleben. Während ich meine eigene Rolle als deutscher Freiwilliger natürlich immer wieder hinterfragen und meine Handlungen daran anpassen muss, sehe ich die Präsenz der deutschen Bevölkerungsgruppe in Namibia grundsätzlich etwas kritisch, sowohl was die historischen Gegebenheiten mit Kolonialzeit und Völkermord angeht, als auch die aktuellen Verhältnisse, die ebenfalls ungerecht sind (zum Beispiel: Weiße machen 6% der Bevölkerung aus, besitzen aber 70% des Landes). Gerade deshalb war ich gespannt darauf, was ich erleben würde, des Weiteren wollte ich mein eigenes Bild gern neuen Einflüssen aussetzen. Natürlich kann ich mir nicht erlauben, bestimmte Schlüsse zu ziehen, zumal das nach einer so kurzen Zeit ohnehin schlecht möglich ist. Es gibt aber mit Sicherheit klare Unterschiede zu den Gottesdiensten, die ich bisher hier erlebt habe und es war gut, neue Erfahrungen gesammelt zu haben. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich nicht sämtliche Deutsche oder Weiße im Land unter Generalverdacht stellen will, dass aber in meinen Augen die historisch gewachsenen Strukturen, die bis heute viele Auswirkungen haben, einen kritischen Umgang erfordern, den ich aber auch gern mit Neugierde angehe.
Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester war erstmals für mehr als ein paar Minuten regnerisch. An mehreren Tagen hintereinander gab es Wolkenbrüche und Gewitter, die die heiße Sommerluft angenehm abgekühlt haben. Zwischendurch war ich mit meinem Chef und drei Mitarbeitern in Rehoboth. Wir waren morgens nach Windhoek gefahren, um dort in einem großen Lagerverkauf Lebensmittel zu holen, die wir dann in Rehoboth (gut zwei Stunden südlich Okahandjas) abgeliefert haben. Wir hatten Spaß dabei, und mittlerweile fühlt es sich für mich gar nicht mehr neu an, längere Strecken auf der Pick-Up-Ladefläche zurückzulegen.
Silvester stand nichts Besonderes an, ich habe mit meinem Nachbarn leckeres Essen gemacht und auf NBC, dem namibischen Fernsehsender, die Neujahrsparty samt Konzerten in Windhoek geschaut.
Allen also nachträglich ein gutes Jahr 2019.
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