So jetzt kommt mal wieder ein kleines Update, was ich so den letzten Monat getrieben habđ.
Fangen wir mal mit dem Reforest Fest an: Das fand an einem Wochenende etwas auĂerhalb von Kapstadt statt und wurde in einem indigenen Wald veranstaltet. Das Ziel der Veranstaltung: BĂ€ume pflanzen. In SĂŒdafrika gibt es nĂ€mlich viele eingeschleppte Pflanzen, die sich schnell entzĂŒnden können und dadurch auch die alten WĂ€lder bedrohen. Das wĂ€re fatal, denn die BĂ€ume in diesem Wald sind teilweise 1.000 Jahre alt oder sogar Ă€lter. Deshalb wurde vorher schon eine Feuerschneise zwischen dem ursprĂŒnglichen Platbos Forest und den eingeschleppten Pflanzen geschlagen und wir haben eine gerade Linie von BĂ€umen gepflanzt (es soll helfen, dass das Feuer sich nicht so schnell ausbreiten kann).
Der Veranstalter greenpop hat das ganze Wochenende unter dem Motto âzero wasteâ (kein MĂŒll) schön gestaltet (man musste sich also eigenes Geschirr mitnehmen, um sich zum Beispiel etwas von einem der vegetarischen EssensstĂ€nden zu kaufen). Es blieb auch etwas Zeit fĂŒr schöne GesprĂ€che mit neuen Leuten, kurze PrĂ€sentationen von anderen Organisationen ĂŒber Themen wie zero waste, fossile Brennstoffe und ihre Alternativen u. Ă. Generell war das ganze GelĂ€nde auch sehr schön gestaltet mit UnterstĂ€nden aus Holz oder im Wald, Feuerstellen, Holzduschen mitten im Wald und Kompost-Plumsklos. Am Samstag haben wir dann einen ganzen Tag lang 7.500 neue BĂ€ume gepflanzt. Man
war danach total fertig, aber das GemeinschaftsgefĂŒhl und das Bewusstsein, etwas wichtiges geleistet zu haben, war unglaublich. Das haben wir abends dann auch mit verschiedenen Bands gefeiert. (leider haben wir vergessen Fotos zu machen â das zeugt davon, dass wir eine tolle Zeit hatten. Falls ihr doch ein paar Bilder sehen wollt gibt es unten auf dieser Website http://reforestfest.com/friends_weekend/ eine Galerie zum durchklicken)
Wieder zurĂŒck in Kapstadt hat mich Luca (der Sohn meines Patenonkels) besucht. Sowohl die Kinder im Kindergarten als auch im Aftercare haben sich ĂŒber ein neues Gesicht sehr gefreut, besonders als sie gemerkt haben, dass er Afrikaans versteht und spricht (das ist die Muttersprache bei Vielen in Lavender Hill). Ich muss das noch etwas lernen. Es waren aber nicht allzu viele Kinder da, weil gerade Ferien waren. Deswegen wollten wir ihnen auch eher eine entspannte Zeit gönnen und haben gespielt oder Filme gesehen. Nach den Ferien habe ich endlich angefangen Klavierstunden zu geben und einen kleinen Chor auf die Beine zu stellen. Leider mussten viele der Proben ausfallen wegen Feiertagen und weil ich
noch ein anderes Projekt am Laufen hatte: Das Einrichten und Gestalten eines interreligiösen Gebets- und Meditationsraum fĂŒr die Mitarbeitenden und Klient*innen. Dabei konnte ich viel Neues lernen: Ich durfte erstmals Kosten fĂŒr einen solchen Raum berechnen und ein Budget aufstellen (leider habe ich mich etwas verrechnet, aber man lernt ja aus Fehlern), ich durfte viele nette, hilfsbereite Leute treffen, die mich beraten haben, wenn es darum ging, was fĂŒr andere Religionen wichtig ist in einem Gebetsraum, habe gemerkt wie viel lĂ€nger ein solches
Projekt eigentlich braucht und dass man zu sehr vielen GeschĂ€ften fahren muss, um alles zu finden. Generell habe ich aber unglaublich viel ĂŒber andere Religionen gelernt. Ich habe unter anderem nĂ€mlich fast alle Bilder fĂŒr den Raum selbst gemalt und musste mich informieren welche Gebete wichtig sind. Das Malen an sich fand ich sehr entspannend, obwohl es wohl den meisten Teil der Vorbereitung eingenommen hat. Nun bin ich sehr froh die letzten Kleinigkeiten abgeschlossen zu haben und, dass ich den Raum letzte Woche Freitag endlich eröffnen konnte.
Im letzten Monat hatten wir unseren ersten Zwischenfall in Sachen Diebstahl. Unser Autofenster wurde nĂ€mlich eingeschlagen und Jan’s Tasche samt Laptop entwendet (sie war aber auch in der hinteren Bankreihe, wovon uns abgeraten wurde). Das hatte aber dann zur Folge, dass wir das Auto nicht benutzen konnten und ein ungeplant entspanntes Wochenende hatten.
AuĂerdem habe ich im letzten Monat viele Jugendliche durch einen Jugendkreis und zwei Worshipabende kennengelerntđ. Ich hoffe sehr, dass ich den Jugendkreis auch weiterhin besuchen kann und dadurch mehr Leute treffe. An einem Abend hatten wir auf jeden Fall sehr viel SpaĂ, da wir erst eine Witze-Challenge gemacht und spĂ€ter so etwas wie Tabu gespielt haben (es ist echt schwer so etwas plötzlich auf Englisch zu machen!).
Sehr schön war ein Sonntag im April, da ich mit einer Freundin endlich mal ein Winetasting gemacht habe. Nicht nur die Weinprobe und unsere GesprĂ€che, haben SpaĂ gemacht, sondern die Weinfarm an sich war schon so wunderschön, dass wir nicht anders konnten und erstmal noch eine kleine Fotosession gemacht habenđ. Danach sind wir noch angetrunken zu einer Worshipnight, was vielleicht nicht so eine gute Idee war đ
Kurz vor Ostern ist Jan’s Familie gekommen, mit denen ich auch ein wenig Zeit verbringen durfte beim Monopoly spielen oder nach einem Braai. An diesem Wochenende bin ich sogar zweimal auf den Lions Head gewandert. Einmal mit Jan’s Familie und einmal mit Gunther – einem Freund aus Deutschland. Leider hat es beim zweiten Mal geschĂŒttet auf den Hinweg, sodass wir klitschnass oben ankamen und ich meine Regenjacke aus Deutschland vermisst habe. Mit Gunther bin ich direkt nach dem Wandern noch zu einem Jugendgottesdienst einer Deutsch-Englischen Gemeinde gegangen, wo ich selbst auch ein bisschen mitgestalten durfte. Am Abend haben wir mit Aussicht auf Kapstadt bei Nacht noch alle GesprĂ€che der letzten Monate aufgeholt, was echt groĂartig war.
Danach war es auch schon fast Ostern. Die Feiertage habe ich in Shelly Beach bei meinem Patenonkel verbracht, wo ich mal wieder 24 Stunden hinfahren durfte. So hatte ich aber ein bisschen Zeit zum Lesen und fĂŒr den letzten Blogeintrag. In Shelly Beach war es auch so gechillt, dass ich ihn dort fertigstellen und auch zu den Fragen etwas recherchieren konnte (ich wusste die ganzen Fakten zum Loadshedding und der Geschichte SĂŒdafrikas nĂ€mlich nicht auswendig). Da es Ostern war, haben wir auch viel Zeit in der Kirche verbracht. Es war sehr schön, da wir immer zwischen verschiedenen Gemeinden gewechselt haben. So haben wir am
GrĂŒndonnerstagabend einen Zulugottesdienst im Kerzenschein, am Freitag einen englischen Gottesdienst besucht und ich hatte fĂŒr mich eine kleine Sterbestunde im Garten gehalten. Am Sonntagmorgen gab es eine Osternacht auf dem Friedhof, der auf einem Berg ist mit Zulu und englischer Gemeinde zusammen (leider war es bewölkt, sodass man den Sonnenaufgang nicht sehen konnte), danach einen Zulu Gottesdienst (die Lieder und der Chor dort haben mir besonders gut gefallen) und am Montag zum Abschluss noch einen deutschen. Am Samstagabend bis Sonntagmorgen war auch noch eine Osternacht der Zulu Gemeinde, wo ich versuchen wollte die ganze Nacht dortzubleiben, aber dann war ich doch zu mĂŒde dafĂŒr.
Das Ostereiersuchen am Sonntag musste leider drinnen stattfinden, weil es drauĂen geregnet hat. FĂŒr einen kleinen Osterspaziergang hat der Regen aber netterweise eine kleine Pause eingelegtđ.
Am gleichen Wochenende habe ich endlich mal wieder mit meiner Familie geskypt, wovon der meiste Teil gerade in Indonesien war, um eine meiner Schwestern dort zu besuchen. Es war eine sehr lustige Skyperunde. Vor allem die Ăbersetzung meiner GroĂcousine von meinem neuen Tattoo „wherever you would call me“ fand ich amĂŒsierend. Sie meinte es heiĂt „wo auch immer du bist, ruf mich an“ (eigentlich: „wohin auch immer du mich rufst [werde ich gehen]“). Da kam ihr noch die Idee meine Telefonnummer darunter zu schreiben đ
Auf der RĂŒckfahrt nach Kapstadt hatte ich ein bisschen Zeit zum Nachdenken. So lange ist es nĂ€mlich auch nicht mehr bis ich zurĂŒck nach Deutschland fliege. Es stĂŒrzen auf mich also alle möglichen Fragen wie: Wie wird es wieder in Deutschland (ich kann mir das gar nicht vorstellen, weil es so anders als SĂŒdafrika ist), wann ich meine Freunde und Verwandte besuchen kann, was so meine PlĂ€ne sind fĂŒr meine RĂŒckkehr, was ich mit meinem Vater machen möchte, wenn er in SĂŒdafrika sein wird (ich freue mich schon sehr darauf) und so weiter und so weiter.
In der NWF ist aber auch einiges passiert. Mit den Junior Girls hatten wir einige sehr schöne Sessions ĂŒber TrĂ€ume, Vorhaben und die Zukunft. Ich habe dabei einem MĂ€dchen geholfen, weil sie nicht gut lesen und schreiben kann. Sie hat in sehr kleinen Dimensionen gedacht, was mich ganz schön gewundert hat (auf die Frage was sie sich kaufen will, wenn sie im Lotto gewinnt, meinte sie Anziehsachen und Schuhe) und allen MĂ€dchen schien es schwer zu fallen mir von einem glĂŒcklichen Moment aus ihrem Leben zu erzĂ€hlen. Ich gehe nicht davon aus, dass sie bisher keine glĂŒcklichen Momente hatten, da wir zusammen in der Gruppe schon einige hatten, aber irgendwie sind sie ihnen nicht eingefallen.
In der nĂ€chsten Woche haben wir sie dann selbst recherchieren lassen, was sie tun mĂŒssen, um spĂ€ter in ihrem Traumjob zu arbeiten. Das hat ihnen sehr gut gefallen, da sie mal etwas am Computer machen durften, aber sie brauchten auch noch ein bisschen UnterstĂŒtzung bei der Bedienung. Was mich sehr begeistert bei den Junior Girls ist ihre Motivation einmal eine eigene Session planen zu wollen. Damit haben wir auch schon ein bisschen angefangen. Als letztes hatten wir eine Session ĂŒber globale ErwĂ€rmung und ich glaube sie haben sich sehr gefreut als sie einem Senior erklĂ€ren konnten, was das eigentlich ist. Dieses Thema wird nĂ€mlich leider nicht in ihrer Schule bearbeitet.
Mit den Senior Girls and Boys machen wir gerade ein Job Readiness Training, das eine Kollegin von uns leitet. Sie zeigt den Jugendlichen, welche FÀhigkeiten spÀter in jedem Beruf wichtig sind. Leider gehen die MÀdchen mit etwas weniger Motivation da ran, was etwas schwierig wird von Zeit zu Zeit.
Einen Nachmittag hatte ich einen sehr lustigen Moment als wir „ich fahre“ gespielt haben. Es geht so ein bisschen wie Obstsalat. Auf jeden Fall sind die Kinder bei diesem Spiel voll dabei, sodass es letztendlich im kompletten Schreien und gleichzeitigem Lachen geendet hat. Ich saĂ auch daneben und habe nur noch gelacht. Irgendwann wurde es aber dann doch zu viel und ich habe versucht ĂŒber alle hinweg mit dem Gebet vor dem Essen anzufangen, was auch ganz gut funktioniert hat, denn essen wollen in der Regel alle đ
Unser Aftercare-Team war an einem Nachmittag bei einem Treffen fĂŒr verschiedene Aftercare Programme in Lavender Hill. Es war super interessant zu sehen, was andere so in der Community machen und etwas ĂŒber Traumata von Kindern zu erfahren.
Letztes Wochenende waren wir bei einem muslimischen Event einer unserer Mitarbeiter. Auch wenn es interessant war zu sehen, was sie so auf die Beine gestellt haben, war es doch relativ langweilig fĂŒr uns, weil wir nichts davon verstanden haben, was aus dem Koran die meiste Zeit lang rezitiert wurde.
Sehr schön dafĂŒr war der Tag der Arbeit, den ich mit ein paar Jungs vom Programm verbracht habe. Wir haben uns erst Pinguine an einem Strand angesehen und waren spĂ€ter in der Innenstadt. Leider haben wir vergessen, dass es ja Mittwochabend ist und nichts in den Clubs lĂ€uft. Wir waren dann aber einfach essen und haben uns ein bisschen die Waterfront angeschaut. Manche von ihnen waren noch nie in der Stadt oder feiern. Letzteres werden wir aber auf jeden Fall noch nachholen đ
P.S.: Wie auch bisher möchte ich hervorheben, dass alles was ich beschrieben habe aus meiner subjektiven Perspektive heraus geschehen ist und keineswegs verallgemeinert werden kann.
0 Comments