Meine lieben Blogleser,
ich habe schon Beschwerden gehört, dass ich so lange keinen neuen Eintrag gemacht habe. Es tut mir wirklich sehr leid. Die letzten zwei Monate war wirklich viel los und ich habe auch noch sehr viele Pläne für die letzten 4 Wochen, die mir hier noch bleiben.
Gerade sitze ich auf einem Berg direkt neben dem Gelände wo wir in den letzten 2 Tagen ein wunderschönes Camp mit den Aftercare Kindern hatten. Alle sind mittlerweile gut zu Hause angekommen. Nur wir sind hier gestrandet, weil wir unsere Autoschlüssel nicht mehr finden können. Seit 4 Stunden darf ich jetzt also schon die schöne Aussicht hier genießen 🙂 Ich hoffe trotzdem, dass uns bald jemand abholen kommt.
Nun aber dazu was so alles seit dem letzten Eintrag passiert ist.
Hier kommt also eine Kurzfassung.
Neues aus der NWF
Mit den Juniors hatten wir zwei Sessions zum Klimawandel und Umweltschutz und ich war sehr stolz auf sie, als sie die globale Erwärmung sogar einem der Älteren erklären konnten. Mit den Girls haben wir danach angefangen, dass sie eine eigene Session planen und ich freue mich schon sehr darauf, bald die Ergebnisse zu sehen 🙂
Im Juni war der Muttertag hier in Südafrika. Dazu haben wir sowohl mit der Educare als auch mit den Aftercare-Kindern ein paar Lieder vorbereitet, die Mütter eingeladen und ihnen eine kleine Diashow aus den Programmen gezeigt.
Einen Nachmittag bei Arts & Crafts haben wir mit Ton gearbeitet. Ich habe ganz vergessen wie lustig sich das anfühlt. Es sind auch ein paar wunderschöne Kunstwerke bei rausgekommen. Nur leider hat das Sauber machen nacher auch so seine Zeit gebraucht.
Ein kleiner Horrortag in der NWF war, als es nicht genug Erzieher im Educare gab und Jacky und ich allein in einer Klasse waren. Ein gutes Beispiel dafür ist, als sie für 2 Minuten nicht im Raum war, um mich zu fragen ob ich helfen kann und als wir zurückkamen das komplette Regal ausgeschüttet auf dem Boden lag. Zwar haben die Kinder mehr Respekt vor uns als am Anfang aber sobald kein Lehrer im Raum ist, geht alles drunter und drüber. Zum Glück kamen dann immer mal wieder die Lehrer von den anderen Klassen rein und haben uns kurz geholfen, aber es war doch ein recht anstrengender Tag. Dafür kann ich mit Stolz sagen, dass die Kinder beim Klavier spielen und singen immer besser werden und ich mich schon sehr auf unser kleines Konzert freue.
Bei der NWF haben wir jetzt auch eine neue Direktorin bekommen, die mich sehr begeistert. Sie hat einige schöne Visionen für die Organisation und ich bin sehr gespannt was sich so verändern wird. Dazu haben wir als Mitarbeiter auch angefangen einen 5-Jahres-Plan zu machen. Wir sind zwar nicht ganz fertig geworden, aber es hat schon ungemein geholfen in den einzelnen Gruppen zu besprechen was sehr gut läuft und was man noch alles verbessern sollte. Dadurch haben wir für das Aftercare-Programm auch noch ein paar neue Ideen bekommen.
Ansonsten haben wir uns im Mai und Juni hauptsächlich auf die anstehende youth conference (Jugendkonferenz), das holiday programme (Ferienprogramm) und das Camp vorbereitet, was alles in den letzten drei Wochen stattgefunden hat. Die Idee für die youth conference kam von unserer neuen Direktorin und ich finde es war sehr erfolgreich. Dazu schreibe ich später aber mehr.
Kurz vor den Ferien im Juni gab es noch einen Ausflug für den Kindergarten. Wir sind mit dem Bus auf eine Farm gefahren und haben uns Farmtiere angesehen. Es war aber nicht nur spannend die Tiere zu beobachten und versuchen zu füttern, sondern schon die Busfahrt war sehr aufregend für die Kinder. Als wir über einen Berg gefahren sind, gab es viel Geschrei, oh´s und ah´s und wir haben auch einen Regenbogen entdeckt. Auf der Farm gab es dann leider nicht genug Platz für alle Kinder, weswegen wir etwas kreativ geworden sind. Eines der Kinder ist auch in den kleinen Teich gefallen, weil es sich zu weit rüber gelehnt hat. Die Reaktion der Erzieher fand ich besonders lustig: die haben nämlich erstmal gelacht (es sah aber auch sehr komisch aus), bevor wir ihm dann aus den nassen Sachen geholfen haben. Es war aber sehr schwierig mit 140 Kindern auf der Farm den Überblick zu behalten und nicht komplett durchzudrehen. Es gab nämlich einige, die die Strauße auf der Farm gejagt haben und wieder andere, die so eine Angst vor ihnen hatten, dass sie fast nicht von deiner Seite gewichen sind. Nach den drei Stunden Ausflug war ich dann auch erst einmal fix und fertig.
Neues aus meiner Freizeit
In der letzten Zeit hat mich vor allem die Frage beschäftigt, was und wo ich studieren will. Es dauert ja auch nicht mehr lange bis es wieder zurück geht. Ich habe also überlegt, mich informiert und beworben und darf jetzt mit Stolz sagen, dass ich einen Studienplatz für Soziale Arbeit zugesagt bekommen habe. In den nächsten Tagen werde ich diesen auch annehmen und habe endlich einen Plan, was ich machen möchte. Es war allerdings sehr schwer für mich, mich von der Idee zu verabschieden in Südafrika zu studieren. Das Land an sich reizt mich im Moment sehr viel mehr als Deutschland und es hält mich auch so Vieles hier.
Unter anderem durfte ich hier eine sehr gute Freundin kennenlernen. Besonders in den letzten zwei Monaten haben wir viel miteinander unternommen. Terri hat mich zu Gottesdiensten eingeladen, wo sie gepredigt hat und ich durfte mit ihr ihren Geburtstag feiern. Dabei waren wir mal wieder auf einer Weinfarm, aber diesmal hatten wir ein sparkling winetasting. Ich wusste vorher gar nicht, dass es so etwas gibt, aber ich habe mich direkt in den Wein dort verliebt😊. Besonders lustig war auch ein Spieleabend, den wir mit ihren Freunden hatten. Wir haben so etwas wie Tabu gespielt und da es schon etwas später am Abend war sind so einige interessante Fragen rausgekommen („a country where you can´t go through?“ – it should have been norway😉; „a dark colour?“ – „yellow“)
Im Juni habe ich mein Traumhaus gefunden. Es hat ein riesengroßes Wohnzimmer mit Glaswand und Blick über ganz Kapstadt, ein kleines Heimkino, einen Fitnessraum und einen kleinen Weinkeller. Also genau das, was ich liebe. Die Atmosphäre ist auch wunderschön, weil es den Neubau mit rustikalen Elementen verbindet. Falls jemand also 24 Millionen Euro übrig hat, kann er mir gern das Haus kaufen 😉.
Nun etwas ganz anderes. Ich war netterweise an einem Abend im Ramadan zu einem Mitarbeiter eingeladen zum Fastenbrechen. Das war wirklich interessant. Schon mit ihm einfach durch Lavender Hill zu laufen nach Hause war eine großartige Erfahrung. Danach durfte ich der Mutter und Schwester bei der Vorbereitung für das Fastenbrechen zugucken. Dabei habe ich mir genau gemerkt, wie man eine spezielle Suppe macht, die bei der Hälfte vom Ramadan extra zubereitet wird. Sie war dann auch sehr lecker und ich hoffe, dass ich sie bald einmal selbst machen kann. Das Rezept für ein paar Bananenpfannkuchen wird mir hoffentlich auch noch gegeben, denn ich habe mich damit so vollgestopft, dass ich fast nicht mehr laufen konnte. Das Fastenbrechen beginnt immer mit etwas Süßem zu essen, etwas Wasser und dieser besonderen Suppe. Erst später gibt es dann das herzhafte Abendessen und wenn etwas übrig bleibt, wird es an Nachbarn und Kinder weitergegeben. Am Abend kamen dann auch noch einige Verwandte vorbei und mit einem habe ich mich sehr stark über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Islam und Christentum unterhalten, was zum sehr interessant war.
Eines Abends sind Jacky und ich zu einer Rollschuh-Disko gegangen. Ich bin vorher noch nie mit Rollschuhen gefahren, aber außer dem Bremsen ähnelt es sehr den Inlineskatern. Das Bremsen habe ich leider bis zum Schluss nicht so ganz hinbekommen, sodass ich immer mal wieder fast in jemanden reingefahren bin. Es war aber total cool etwas zur Musik beim Rollschuhlaufen zu tanzen und die Lichteffekte zu bewundern. Es gab auch einige, die das anscheinend schon länger machen und einige großartige Moves draufhatten.
Vor kurzem waren wir dann endlich auch bei einer Mitarbeiterin zum Essen eingeladen. Wir haben das schon sehr lange geplant, aber immer ist etwas dazwischengekommen. So hatten wir ein sehr leckeres Mittagessen, durften ihre Familie kennenlernen (sie hat einen sehr süßen, vierjährigen Enkel) und haben noch einen Film zusammengesehen.
Mein Trip nach Pretoria
Im Mai war ich für ein paar Tage in Pretoria. Mit Luca bin ich dann zusammen Eis essen gewesen (dort war es zu dem Zeitpunkt noch sehr schön warm, nicht so wie in Kapstadt), im Gottesdienst von der deutschen Gemeinde und wir haben mit seinen Cousins gebraait (ihr wisst noch, dass grillen hier braaien heißt, nä?). Da er aber an zwei Tagen in die Uni musste, habe ich mir die Zeit anderweitig vertrieben. An einem Tag bin ich nach Johannesburg gefahren (den halben Weg kannte ich ja schon). Dort bin ich zuerst in das Hector Pietersen Museum gegangen. Er war ein Junge von 12 Jahren, der bei den Demonstrationen im Juni 1976 umgekommen ist. Es wurde nämlich kurz vorher ein Gesetz erlassen, dass alle Schüler in Afrikaans unterrichtet werden müssen. Das Problem war, dass viele gar kein Afrikaans konnten und so Angst um ihre Schulnoten hatten. Deswegen kam es am 16. Juni zu einer Demonstration von den Schülern, die später mit Polizeigewalt aufgelöst wurde. Dazu gibt es auch verschiedene Zeitzeugenberichte. Für mich persönlich war es sehr bewegend diese Berichte zu lesen und mehr über die Hintergründe zu erfahren. Später bin ich dann die zwei Freiwilligen in Soweto besuchen gegangen und durfte endlich einen Kota probieren (ein Brot gefüllt mit Pommes, Käse und Fleisch und noch mehr). Ich kann jetzt auf jeden Fall verstehen, dass die beiden Freiwilligen dort den Kota sehr vermissen werden.
Am zweiten Tag bin ich dann in Pretoria im Stadtteil Mamelodi noch eine andere Freiwillige besuchen gegangen. Die Fahrt dorthin war auf jeden Fall schonmal sehr interessant. Ich bin da zum ersten Mal richtig mit einem Taxi hier gefahren. Hier in Südafrika sind das Minibusse (Platz für ca. 15 Leute), die dich am Straßenrand aufsammeln, du etwas Geld bezahlst und dann an der gewünschten Stelle sagst, dass du aussteigen willst. Die Taxis haben bestimmte Routen, sie fahren also nicht überall hin und es kann sein, dass man umsteigen muss. Den Durchblick dafür hat man aber meistens nur, wenn man dort wohnt. Ich hatte also keine Ahnung von der Gegend und wo ich umsteigen muss. Netterweise haben mir ein paar Leute geholfen und den zweiten Teil meiner Strecke wurde ich dann von einem privaten Taxi (also einem kleinen Auto) mitgenommen. Diese Art der Fortbewegung ist zwar sehr viel günstiger als Taxify oder Uber, aber dauert auch leider länger, weil sie so oft anhalten und man vielleicht auch umsteigen muss. Als ich dann endlich angekommen bin, durfte ich mir den Kindergarten der Freiwilligen angucken und auch für eine kurze Zeit mithelfen. Das war super spannend für mich, da es doch so einige Unterschiede zu unserem Kindergarten gibt. In der Mittagspause haben wir dann mit dem jungen Hausmeister etwas geredet. Dadurch habe ich auch ein bisschen mehr über die Wahlen erfahren, die damals anstanden und durfte ein paar verschiedene Meinungen hören. Ich durfte mir auch ein Wahllokal ansehen. Jeder bekommt hier einen kleinen Punkt mit einem Permanentmarker auf den Daumen, damit man weiß wer gewählt hat (das funktioniert anscheinend nicht ganz so gut, weil manche das abwaschen können und nochmal woanders wählen gehen können). Auf jeden Fall hat wieder der ANC mit einer großen Mehrheit gewonnen. Ich habe dazu aber mehr in meinem Rundbrief geschrieben. Falls ihr den Text über die Wahlen auch nochmal auf dem Blog lesen möchtet, schreibt mir einfach und dann werde ich ihn auch hier veröffentlichen.
Da dieser Eintrag langsam etwas lang wird, werde ich im nächsten über meinen Besuch in Deutschland und die letzten drei Wochen schreiben.
P.S.: Wie auch bisher möchte ich hervorheben, dass alles was ich beschrieben habe aus meiner subjektiven Perspektive heraus geschehen ist und keineswegs verallgemeinert werden kann.
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