Deutschlandbesuch und Juni-Ferien

Kurzbesuch in Deutschland

Ihr fragt euch jetzt bestimmt: Was? Warum war ich in Deutschland? Ich sollte doch erst im August wieder zurückfliegen. Dieser kurze Aufenthalt in Deutschland geschah keinesfalls aus glücklichen Umständen. Meine Oma ist leider Ende Mai verstorben. Ich kann mich aber sehr glücklich schätzen, dass ich diese Reise zu ihrer Beerdigung unternehmen durfte. Deswegen möchte ich an dieser Stelle noch einmal den Verantwortlichen der VEM für die Erlaubnis danken. Es hat mir sehr geholfen, mich persönlich von meiner Oma zu verabschieden. Besonders schade fand ich es nämlich, dass meine gesamte Großfamilie (außer meiner Schwester, die in Indonesien ist) mit ihr noch zwei Wochen vorher die Konfirmation meiner Cousins feiern durfte und ich sie schon neun Monate nicht mehr gesehen habe. Deswegen und weil wir uns nahestanden, hat es mir sehr geholfen sie noch ein letztes Mal zu sehen.

Ein Nebeneffekt dieses Aufenthalts war natürlich aber auch, dass ich meine gesamte Großfamilie und teilweise Freunde wiedergesehen habe, was schon einzigartig für einen weltwärts-Freiwilligen ist. Ich möchte also ein bisschen darüber sprechen, was das alles so in mir hervorgerufen hat. Erst einmal hat es mir gezeigt, wie sehr sich alle Mitarbeiter der NWF doch um einander kümmern. Mir wurde nämlich kurz vor meinem Flug ein Brief gegeben, in dem fast alle Mitarbeiter ihr Beileid bekundet haben oder stärkende Worte an meine Familie und mich geschrieben haben. Das hat mich wirklich sehr berührt. Gleichzeitig hat es mich daran erinnert, dass ich (damals) in zwei Monaten endgültig wieder nach Deutschland gehen würde und da habe ich das alles hier schon sehr vermisst.

Als ich dann mit dem Flugzeug über die Niederlande und Deutschland geflogen bin, ist mir erst aufgefallen wie grün eigentlich die beiden Länder sind. Überall sind Wälder, Wiesen und schöne Häuser. Es war aber eigentlich schon zu perfekt, um wahr zu sein. Mir hat wirklich die Imperfektion gefehlt. Die Häuser, die schon etwas Überholbedarf haben, dass mal Müll herumliegt und vor allem, dass es nicht normal ist einfach so Zugang zu allem zu haben (Wasser, Strom, öffentliche Verkehrsmittel, …). Es kam mir in Deutschland dadurch alles etwas surreal vor. Die ersten zwei Tage habe ich mir deswegen immer wieder gewünscht, zurück in Südafrika zu sein. Ich habe hier nämlich gelernt und sehe es jeden Tag, dass das Leben nicht immer einfach ist, aber wenn man sich wirklich anstrengt, man viel erreichen kann. Ich werde auch in vielerlei Hinsicht mit negativen Sachen konfrontiert, mit denen ich einfach klarkommen muss, was mir, ehrlich gesagt, auch etwas gefehlt hat. Am dritten Tag hatte ich mich allerdings schon wieder an die Umgebung gewöhnt und es war alles etwas normaler für mich.

Nun kommen wir aber zu den Menschen, die ich wiedersehen durfte. Einerseits ist so einiges passiert in den letzten Monaten: Mein Patenkind kann plötzlich schon laufen und erinnert sich kaum noch an mich und mein kleiner Bruder liest und schreibt schon relativ gut. Das war zuerst ein kleiner Schock für mich. Andererseits haben sich so viele Sachen nicht geändert: Ich mache noch genauso Späße mit meinen kleinen Schwestern wie vorher und die Menschen an sich haben sich auch nicht sehr verändert. Dadurch habe ich aber gemerkt, dass ich mich verändert habe (ich habe noch keine Ahnung in welcher Hinsicht) und mit wie vielen unterschiedlichen Eindrücken und Lebenswelten ich konfrontiert wurde. Ich selbst konnte es aber nicht wirklich weitergeben. Zwar habe ich viel erzählt und auch Fotos gezeigt, aber diese Erfahrungen, die ich machen durfte, kann ich keinem wirklich eindrücklich mitteilen, außer sie haben es selbst einmal gesehen. Das hat mich wirklich traurig gemacht, denn ich hatte das Gefühl, dass ich mich zwar verändert hatte, aber es keinen wirklichen Wert in Deutschland dafür geben würde, weil es dort einfach so weitergehen wird wie bisher. Klar, kann ich mir meinen Mund fusselig reden, aber wird es wirklich etwas verändern? Ich habe Angst, dass dieses Gefühl wieder auftreten wird. Deswegen hoffe ich sehr, dass ich bei dem Nachbereitungsseminar mit meiner Organisation einen Weg finden werde, wie ich mich einbringen kann und den Menschen in Deutschland ein bisschen von der anderen Welt zu berichten. Ich möchte nämlich auf keinen Fall, dass dieses Jahr bei mir selbst in Vergessenheit gerät und ich mich im normalen Trott in Deutschland wiederfinde.

zwei Äste von verschiedenen Bäumen, die zusammengewachsen sind

Letztendlich war ich nur drei volle Tage in Deutschland. Danach habe ich mich sehr wieder auf Südafrika gefreut, auch wenn ich gern noch etwas Zeit mit meiner Familie und Großfamilie verbracht hätte. Ich muss auch ehrlich sagen, dass jetzt wo ich meine Familie kurz gesehen habe, ich kein Problem damit hätte, noch zwei bis drei Monate länger hier in Kapstadt zu bleiben 😊 (oder auch gern noch etwas länger).

Auf dem Rückflug bin ich leider dann so richtig krank geworden. Es waren wahrscheinlich zu viele Eindrücke und Stress als dass mein Körper alles verarbeiten konnte. So musste ich mir erst einmal den Rest der Woche frei nehmen als ich wieder in Kapstadt war. Das war für mein psychisches Wohlbefinden aber auch nicht ganz schlecht, da ich so alles etwas besser verarbeiten und wieder wirklich in Kapstadt ankommen konnte.

Die Juni-Ferien in Südafrika

Angefangen hat alles damit, dass kurzfristig das Camp vom ersten auf das letzte Wochenende der Ferien verschoben wurde. So konnte ich glücklicherweise an dem Jugendtag der Felsisa (der Partnerkirche meiner Kirche in Deutschland) teilnehmen und so ein paar neue Jugendliche kennenlernen. Es war ein ganz schönes hin und her, weil mein Flug über drei Stunden Verspätung hatte, aber es hat mit meiner Mitfahrgelegenheit alles gut funktioniert und ich bin abends mit Luca noch in Lüneburg angekommen. Der erste Abend dort war sehr entspannt. Es gab Lagerfeuer (es war sehr kalt und hat später auch gefroren) und etwas zu trinken und zu essen. Besonders gefreut hat es mich, dass ich endlich mal wieder einen Nachtspaziergang machen konnte, weil wir halt auf einem Dorf waren, wo die nächste Farm erst in einem Kilometer zu finden ist. So konnte ich etwas zur Ruhe kommen und die Stille genießen. Am nächsten Tag ging es leider viel zu früh los. Ich habe es noch nie erlebt, dass Leute auf die Idee kommen um halb sieben am Morgen draußen bei gefühlten 5°C zu frühstücken, aber die durfte ich jetzt kennenlernen. Am Vormittag gab es dann einen Gottesdienst, wo die Jugend gesungen hat. Nach einer kurzen Pause ging es allerdings mit Volksliedern weiter und ich war sehr froh darüber, dass ich etwas übermüdet war und die Tochter meines Patenonkels neben mir saß, sodass wir etwas mitgeschunkelt haben und uns darüber lustig gemacht haben. Ansonsten hätte ich die eineinhalb Stunden Volkslieder nämlich nicht überstanden.

das Kapstädter beim Jugendtag

Nach dem Mittagessen ging es dann erst richtig los mit den Spielen. Die verschiedenen Jugendkreisteams haben gegeneinander Volleyball, Ball über Strick, Tauziehen und Touch Rugby gespielt. Sehr interessant war allerdings, dass es keine gemischten Teams gab und dass die Mädchen manche Spiele nicht gespielt haben, weil das ja eher etwas für „Männer“ wäre. Ich bin aber sehr stolz darüber, dass unser Team eigentlich sehr gut abgeschnitten hat bei den Spielen. Den Abend haben wir dann wieder am Lagerfeuer ausklingen lassen und am nächsten Tag nach dem Gottesdienst, sind wir schon wieder nach Pretoria zurückgefahren. Da am nächsten Tag noch frei war und Luca lernen musste, habe ich eine kleine Fahrradtour mit seinem Cousin unternommen (es war so schön, mal wieder Fahrrad zu fahren!) und mich mit der Freiwilligen aus Mamelodi ein letztes Mal getroffen, weil sie schon Mitte Juli wieder zurück nach Deutschland fliegt.

Als ich wieder in Kapstadt angekommen bin, ging es direkt weiter mit der youth conference (Jugendkonferenz). Das heißt wir haben Jugendliche aus der Umgebung eingeladen, ein kleines Training zu bekommen und zu motivieren als Führungsperson in ihrem Umfeld tätig zu werden. Wir wurden also in Themen wie Führungsfähigkeiten, friedliches und konstruktives Denken und Heilung durch Kunst geschult. Neben den Workshops hatten wir auch immer Gastredner, die viele motivierende Worte an die Jugend weitergegeben haben. So durften wir einzigartige Lebensgeschichten hören, wie sich Menschen verändert haben und was man erreichen kann, wenn man sich nur anstrengt. Als erstes sah es zwar nicht so aus, also ob viele Jugendliche kommen würden, doch jeden Tag kamen ein paar mehr dazu. Am letzten Tag haben wir dann das Holiday Programme (Ferienprogramm) für die kleineren Kinder geplant. In den darauffolgenden zwei Wochen haben wir nämlich auf ca. 100 Kinder aufgepasst und hatten zum Glück Unterstützung von manchen Teilnehmern der Konferenz, die als Freiwillige mitgearbeitet haben. So durfte ich also auch eine Einheit zur Spieleanleitung machen und Jacky über die Do´s und Don´ts als Freiwilliger. Ich finde diese Konferenz war ein voller Erfolg und auch wenn ich kein Teilnehmer war, habe ich viel mitnehmen dürfen an Motivation, Informationen und neuen Ideen.

Aufnahme einer Radiosendung über die youth conference und das holiday programme

Wie schon erwähnt, gab es die zwei Wochen danach das Ferienprogramm für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren. Zuerst hatte ich keine Ahnung wie es eigentlich so ablaufen soll, aber nach zwei Tagen war alle schon sehr viel klarer. Wir haben jeden Tag mit einem großen Kreis angefangen, wo wir mit allen zusammen ein paar kleine Spiele gespielt haben. Manche davon durfte ich anleiten, aber ich durfte auch viele Spiele kennenlernen, die sie hier so spielen (hauptsächlich dann auf Afrikaans was ich nicht verstanden habe). Danach sind wir in unsere „Klein“-gruppen gegangen. Haben erst auch noch ein paar Spiele gespielt und dann die Aktion für den jeweiligen Tag gemacht. Das war zum Beispiel basteln, ein Workshop wie man mit Brandwunden umgeht, tanzen, Film gucken, Spiele gegeneinander spielen und das Konzert am letzten Tag vorbereiten. Danach gab es für die Kinder noch ein kleines Mittagessen und sie sind nach Hause gegangen. Nachdem dann alle Freiwilligen aufgeräumt haben, haben wir jeden Tag eine kleine Feedback-Runde gemacht, wo wir nach Lösungen für die Probleme gesucht und den nächsten Tag geplant haben. Das ganze Holiday Programm stand unter dem Motto „Local“, wir haben also für das Konzert am letzten Tag lokale Tänze vorbereitet und die Nationalhymne von Südafrika gesungen. Die von mir vorbereitete Diashow von den zwei Wochen haben wir uns auch beim Konzert angesehen und geendet hat es als alle Freiwilligen Zertifikat für ihre Arbeit bekommen haben. Generell hatte ich sehr viel Spaß beim Programm, aber für mich hieß es auch viel hin und her laufen, um Sachen zu holen, viel rumschreien (100 Kinder in einer Kirche sind nämlich nicht gerade leise) und viele Aufgaben delegieren (was nicht immer so gut geklappt hat). Besonders schwer war es für mich, dass nicht alle Freiwilligen so zuverlässig waren. So haben wir uns einen Tag etwas früher verabredet, um noch etwas zu planen und ich war dann doch etwas frustriert als keiner aufgetaucht ist. Ansonsten war es aber wunderschön mit den Kindern zu spielen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen und vor allem beim Konzert zu sehen, was sie alles erarbeitet haben.

im Wald beim Camp

Während des Holiday Programmes hat mich Luca besucht. Das hieß also, dass wir am Nachmittag und Wochenende auch noch etwas unternommen haben. Wir waren mit Terri und ihrem Freund beim Castle of Good Hope (ich habe noch viele neue Sachen gelernt, obwohl ich schon einmal dort war), waren bei einem total schönen Markt, haben ein Ballett von einem guten Freund gesehen, waren bei der Abschiedsfeier von einem anderen Freund, im Kino und bei dem Gottesdienst der Hillsong Church. Es war wirklich schön, dass wir uns diesmal etwas länger als nur für ein paar Tage gesehen haben, auch wenn die gesamte Zeit dadurch sehr vollgeplant war.

Nach dem Holiday Programme hatten wir dann auch keine Pause, sondern es ging direkt weiter zum Camp mit den Juniors und Seniors vom Aftercare Programme. Ich muss wirklich sagen, dass der Campingplatz wunderschön war. Wir hatten ein großes Fußballfeld, waren in der Nähe vom Strand und vom Hügel direkt nebenan konnte man über die gesamte Bucht sehen. Am Freitag haben wir uns also erst einmal sortiert bei dem Camp und sind später zum Strand gegangen, weil so schönes Wetter war. Eigentlich wollte ich nur mit meinen Füßen rein, aber drei Teilnehmer dachten sich, dass das wohl langweilig ist und haben mich mit ins Meer gezogen. Wenigstens haben sie vorher mein Handy in Sicherheit gebracht. Nach einer (zwar kalten) Dusche ging es mir aber auch schon viel besser. Den Abend haben wir dann auch ruhig angehen lassen und ich habe noch etwas länger die Ruhe genossen und mein Tagebuch etwas geschrieben. Am Samstag ging es dann relativ entspannt weiter. Wir haben zwar eine Einheit zu Gender und Sexualität gemacht, aber wir haben es alles ruhig angehen lassen mit viel Pausen, denn die Kinder sollten ja auch ihren Spaß haben. Leider war nicht ganz so schönes Wetter, sodass wir nicht viel draußen machen konnten. Also habe ich ein paar Kindern den Cup-Song beigebracht und später haben wir Spiele wie Topfschlagen oder Parkour gespielt. Am Abend hat dann eine große Schlacht stattgefunden, bei der jeder jeden mit Mayonnaise oder Lotion oder Ei beschmiert hat. Ich habe mich da rausgehalten, weil mir mein ungewollter Sprung ins Wasser schon genug war. Es war aber trotzdem extrem witzig zuzugucken, wie die Kinder (und Malany und Jacky) hinter einander hergejagt sind. Am schönsten fand ich beim Camp, dass im großen Raum (wo fast alle geschlafen haben) immer wieder Musik lief und wenn man wollte, konnte man angefangen zu tanzen. Als ich so den anderen am Freitag beim schönen Wetter zugesehen habe, war ich einfach wunschlos glücklich.

P.S.: Wie auch bisher möchte ich hervorheben, dass alles was ich beschrieben habe aus meiner subjektiven Perspektive heraus geschehen ist und keineswegs verallgemeinert werden kann.

 

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