Blogpost Nr. 2 (der deutlich länger wurde, als geplant…)

Woezoo!
Eigentlich wollte ich ja schon am Dienstag, pünktlich zu meinem Einmonatsjubiläum hier in Togo einen Blogeintrag hochladen, was ja dann aber, wie man sieht, nicht funktioniert hat. Aber wir machens jetzt einfach auf togolesische Art pünktlich (was das angeht, bin ich selber beunruhigend togolesisch…).

Es ist auf jeden Fall total viel passiert, seit dem letzten Blogeintrag, denn mittlerweile arbeite ich endlich auch in meiner Einsatzstelle. Aber vielleicht mal der Reihe nach…

Wie die Meisten von euch ja wahrscheinlich schon wissen, darf ich hier am «Collège protestant de Notsé», beim Versuch den Schülern Deutschgrundlagen zu vermitteln, endlich die Perspektive wechseln. Jetzt sag ich im Klassenzimmer wos lang geht (ich weiß, liebe Lehrer da draußen, das ist eher ein Wunschtraum. Ich bin halt noch enthusiastisch…).

Naja, so oder so, am letzten Montag (24.09.) hat hier auf jeden Fall die Schule wieder angefangen. Da gerade das Collège aber einen ganz neuen Direktor bekommen hat (also ganz neu wird der auch nicht mehr sein, bestimmt schon so Ende 50…), war erstmal alles noch sehr chaotisch. Außerdem hatte niemand so richtig damit gerechnet, dass die Schule wirklich schon anfängt, weshalb es auch noch keine Stundenpläne oder sowas gab. Normalerweise verschiebt sich der planmäßige Schulanfang nämlich immer nochmal um mindestens einen Monat nach hinten. Aber so wurde ich dann letzten Montag von Albert in die Schule begleitet und dem Rektor und einigen Lehrern vorgestellt, die mir dann erstmal alles gezeigt haben. Das Collège liegt ja hinter der Kirche und der Grundschule/dem Kindergarten, somit also recht ruhig und im Grünen. Es besteht aus drei Gebäuden die jeweils vier Klassenzimmer beinhalten. Diese Gebäude sind auf einer Strecke von wahrscheinlich einem knappen Kilometer mit einigem Abstand gebaut, denn es gibt in den zwei hinteren Gebäuden weder Türen noch Fenster. Da ist alles offen (was uns hier die komplizierten Belüftungssysteme erspart…). Außerdem gibt’s noch sowas wie ein Lehrerzimmer, wobei mich hier die fehlende Kaffeemaschine wirklich enttäuscht hat, denn um die hab ich meine Lehrer früher fast am meisten beneidet:). Wenn man ehrlich ist, ist das Lehrerzimmer aber auch mehr ein Carport mit einer maximal einen Meter hohen Wand, Schulbänken und Strohdach. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb mag ich es aber echt gern…

Schnappschuss aus dem Lehrerzimmer…

Als dann alles fertig war hatte ich mich schon gut mit einigen Lehrern unterhalten, die mir alle sehr freundlich vorkamen. Am beeindruckensden fand ich allerdings die Deutschkenntnisse von Mr Woglo. Er ist hier der Deutschlehrer und hat in der Schule und an der Uni hier in Togo deutsch gelernt. Wenn man ihn reden hört, könnte man allerdings meinen, er habe schon einige Jahre in Deutschland gelebt. Und die wenigen Fehler, die ihm dann und wann doch mal unterlaufen, sind mega knuffig. Heute hat er mir den Auszählspruch “Ich und du und Bäckers Kuh, Müllers Esel der bist du!“ vorgetragen. Er meinte, als ich ihn korrigieren wollte, dass der Bäcker wegen der Milch die Kuh viel nötiger habe als der Müller, der ja schon den Esel zum Mehl transportieren hat. Man merkt vielleicht, Mr Woglo ist mega lieb.

Um nochmal auf den ersten Schultag zurückzukommen:
Die Schüler mussten nachmittags um drei nochmal kommen, diesmal ausgerüstet mit Buschmessern, Harcken, Spaten und Rechen. Und glaubt mir, der Anblick von kleinen, machetenschwingenden Unterstufenschülern hat durchaus was Angsteinflößendes… Damit haben sie dann, unter den Blicken von uns Lehrern(irgendwie gefällt mir der Job schon ganz gut) das Gras und Gebüsch zwischen und um die Unterrichtsräume herum entfernt bzw. gekürzt. Das war dann auch das Einzige, was am folgenden Dienstag und Mittwoch passierte. Ich saß unterdessen viel mit den Lehrern im Lehrerzimmer und bin beim Versuch, den Gesprächen auf Fraewe (Französisch und Ewe, die nennen das hier so) zu folgen, kläglich gescheitert. Außerdem hab ich begonnen mich mit einigen Schülern der Première und Terminale(Oberstufe/Abiklasse) anzufreunden.
Am Donnerstag ist dann die ganze Schule zu so einem Event im Stadium von Notsé gegangen. Um was genau es da eigentlich ging, konnte mir niemand so genau sagen und es war fast alles auf Ewe, sodass ich auch keine Ahnung hab. Es war aber auf jeden Fall ganz schön krass, denn es waren lauter ultrawichtige Herren(irgendwelche Minister) und sogar der Premierminister Togos anwesend. Wahrscheinlich darum war auch die gesamte togolesische Polizei und eine halbe Armee an Soldaten da, von denen Einige aber auch als Blaskapelle beim Einmarsch des Premierministers dienten.

Was ich sagen kann, ist, dass das ganze was mit Fußball zu tun hatte (klar, Stadium und so…), denn es waren alle Schulfußballmannschaften der Schulen in Notsé und Umgebung in den passenden Trickots anwesend.
Vom Stadion bin ich dann zu Fuß nach Hause gelaufen(gute 30 Minuten), wobei ich mir in Ermangelung von Sonnencreme den ersten togolesischen Sonnenbrand geholt habe. Das war tatsächlich so schlimm, dass ich mich schon früh am Donnerstagabend mit Kühlpads in Nacken und Aleo Vera Creme ins Bett gelegt hab.
Am Freitag gings mir dann auch wieder deutlich besser und in der Schule bekam ich endlich meinen Stundenplan. Der ist echt super, denn liebe Freunde des deutschen Schulsystems, genießt den Unterrichtsbeginn um 07:45 Uhr(so wars zumindest bei mir). Und falls ihr mal nicht aus dem Bett kommt, denkt einfach an die Schüler hier, die jeden Morgen um 06:30 Uhr in der Schule sein müssen. Das hat mich in der ersten Schulwoche echt fertiggemacht, weshalb ich total froh bin, dass meine früheste Unterrichtsstunde jetzt um 09:30 Uhr beginnt. Da kann ich jeden Tag ausschlafen und gemütlich in den Tag starten. Toll ist auch, dass ich trotzdem nie nach 14:00 Uhr zu Hause bin, sodass ich dann nach dem Mittagessen noch genug vom Tag hab, um was zu unternehmen. Außerdem werde mich während meiner Freistunden und meiner beiden freien Tage(Montag und Freitag) einerseits bei den Deutsch-,Französisch- und Philolehrern reinzusetzen und vielleicht auch sonst so n bisschen rumzupendeln. Das verbessert das Französisch(hoffentlich) und außerdem ist es echt witzig, Schüler zu sein, ohne dass irgendwas von dir erwartet wird. Einfach nur gemütlich zuhören…
Andererseits werd ich, wenn das klappt, in den Kindergarten und die Grundschule gehen, weil 1. ich mag Kinder:), 2. die Kinder können noch kein oder kaum Französisch, was bei mir (auch hoffentlich) zu besseren Ewekenntnissen führen wird und 3. es ist echt cooler, was zu tun zu haben, während die Freunde in der Schule sind, als allein zu Hause rumzusitzen. Vielleicht kann ich im nächsten Blogeintrag schon mehr erzählen, aber gerade läuft das alles erstmal an…

Das war dann so die erste Schulwoche.

Am Samstag war ich mit einer Freundin, deren Familie auf dem Markt verkauft erst eine Weile bei ihrem Stand und dann meine Sachen einkaufen, wobei gerade, da es recht viel regnet mein Schwabenherz bei den niedrigen Preisen für Obst und Gemüse hörher schlägt. Außerdem haben wir dann noch die Zutaten für togolesischen Salat gekauft.

Meine Ausbeute:)

 

Am Abend war ich dann noch bei ihr und ihrer Familie zum Pâte essen, was mir wirklich sehr gut schmeckt. Das ist sowas wie ein Pudding aus Wasser und Maismehl in (hier natürlich immer) scharfer Soße mit variablen Gemüse und Fleischsorten.

Am Sonntag im Gottesdienst hab ich immer noch kein Wort von der Ewepredigt verstanden, aber wenigstens hatte ich diesesmal eine Bibel dabei, sodass ich wusste, um welchen Text es sich den dreht. Aber ansonsten heißt die Devise hier, wie auch in fast allen anderen Bereichen “Zuschauen, kopieren und (je nachdem ob es gut oder schlecht ankam) merken“. Man merkt recht schnell was richtig und was falsch ist und die peinlichen Situationen, die sich dabei nicht vermeiden lassen, darüber lachen wir zusammen, wenn ich zurück bin.

Nach dem Gottesdienst hab ich dann mit der Freundin, mit der ich am Samstag schon unterwegs war, bei ihr Zuhause Fufu gekocht. Wenn ich mir einen Sport aussuchen müsste, und nur den noch betreiben dürfte, wäre es Fufu kochen. Das ist ultra anstrengend, vor allem weil es hier ja auch so warm ist. Aber es erspart die horrenden Fitnessstudiokosten und bringt den gleichen Effekt. Und außerdem kann man nach dem Sport gleich noch was hypermegaleckeres essen! Hab ich eigentlich schon gesagt, was Fufu überhaupt ist? Wenn nein: gekochte Yamswurzelstücke (wird dann ein bisschen so wie gekochte Kartoffeln) mit ein bisschen Wasser im Riesenstösel lange lange zerstampfen. Bis es eine … fufuartige Konsistenz hat, das kann man echt nicht erklären. Ich versuch mal ein Bild zu machen.
Dazu gibts, wer hätte es gedacht , scharfe Soße mit Fleisch. Die Leute in Notsé essen da am liebsten so ne weiße Soße, eine klare Soße mit Fisch oder (mein Favorit) Erdnusssoße mit Hühnchenfleisch.
Ganz wichtig ist dabei auch, dass man mit der Hand ist (und zwar IMMER mit der Rechten!!). Das werde ich in Deutschland auch einführen. Das macht voll Spaß und spart Zeit, Wasser und Spülmittel.

Aber wie dem auch sei, die Freundin und ich sind danach ins Schwimmbad gefahren.

Kurz vor dem Aufbruch ins Schwimmbad…

Das war echt angenehm, auch wenn ich die drei Wettschwimmen gegen einen togolesischen Jungen immer knapp verloren hab. Zu meiner Verteidigung kann ich allerdings sagen, dass sein Oberkörper so aussah, als würde er tagtäglich von morgens bis abends Fufu stampfen. Und es war immer ganz knapp:).

An diesem Abend hab ich dann noch von besagter Freundin gelernt, wie man Salat auf die togolesische Art zubereitet (ganz viele Spaghetti mit Essig-Mayonesesoße und dann Kopfsalat, Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Rote Beete und gekochte Eier mit rein). Das ist vielleicht nicht unbedingt mein neues Lieblingsessen, interessant war es aber trotzdem.

Obwohl der darauffolgende Montag laut meinem Stundenplan mein freier Tag gewesen wäre, bin ich um dreiviertel sieben (für unsere norddeutschen Freunde, die Probleme mit Uhrzeiten haben, das heißt 06:45 Uhr) in der Kirche gesessen, für sowas wie den Schulanfangs- und gleichzeitig auch Einsetzungsgottesdienst für den neuen Rektor, Mr Adrake. Auch zwei neue Lehrer für dieses Jahr und ich wurden bei der Gelegenheit nochmal ganz offiziell vorgestellt. Und da der Gottesdienst komplett auf französisch gehalten wurde, hab ich sogar einiges verstanden. . Danach hab ich fast den gesamten restlichen Vormittag im Lehrerzimmer verbracht, bevor ich zu Hause lauter so ultra spaßige Dinge wie abstauben, kehren, nass wischen, spülen und Wäsche waschen machen durfte. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass die Erfinder von Spül- und Waschmaschine sowie dem Staubsauger irgendwelche genervten Hausfrauen waren.

Am nächsten Tag, meinem ersten richtigen Unterrichtstag war ich total aufgeregt. Ich durfte auch gleich zu Beginn die 5ième (entspricht ungefähr der sechsten/siebten Klasse in Deutschland am Gymnasium) unterrichten, die aus Ermangelung von Klassenzimmer als A und B gemeinsam Unterricht hat. Das sind dann 93 Schüler zwischen 12 und 15 Jahren (Plus zwei 16- und eine 18-Jährige), die erstmal nicht leise zu griegen sind. Aber nach anfänglicher Verzweiflung und einem Riesenchaos hat es dann irgendwann erstaunlich gut geklappt herauszufinden, wie weit die Klasse schon ist. Trotzdem war ich mittags, nach gerade mal drei Unterrichtsstunden so fertig, dass ich erstmal einen kleinen Mittagsschlaf machen musste. Vielleicht ist Lehrer sein doch anstrengender, als es aussieht… Es macht auf jeden Fall mega Spaß, weshalb ich mich schon auf den weiteren Verlauf des Schuljahres freue.

Am Mittwochvormittag habe ich meine Sachen gepackt und versucht, die Wohnung ordentlich zu hinterlassen und bin dann, nach einer weiteren mehr oder weniger erfolgreichen und mehr oder weniger chaotischen Unterrichtsstunde mit dem Taxi Richtung Lomé losgedüst. Wobei das Düsen dem nicht mehr ganz jungen Auto mit 8 statt den vorhergesehenen 5 Insassen nicht unbedingt leicht fiel.
Lomé liegt ja etwa zwei Stunden südlich (für alle geographischen Erbsen, wie mich, das bedeutet runter…) von Notsé und zu den Straßen und der Verkehrslage hab ich ja im letzten Blogeintrag schon ausführlicher berichtet. In Lomé an dem Punkt angekommen, wo man aus dem Taxi aussteigt, sind dann auch sofort lauter Männer auf mich zugerannt und haben alle gleichzeitig auf mich eingeredet, wer das beste Taxi hat und so weiter. Ich habe dann den einzigen Moto-Fahrer gefragt wie viel er möchte und die ganzen Taxifahrer einfach stehen lassen. Das war voll schwer aber ich glaube, obwohl ich dem Fahrer nur das gezahlt hab, was mir die Togolesen geraten haben, hat der ein recht gutes Geschäft zu verbuchen gehabt. Der hat echt einen Luftsprung gemacht, während er mit mir von den Taxifahrern weggelaufen ist. Naja, ich lern schon noch wie man damit umgeht…

Dann bin ich auch endlich an der deutschen Botschaft angekommen, nur über eine Stunde zu früh, weil die ganze Fahrt deutlich kürzer war, als erwartet. Da aber gegenüber von der deutschen Botschaft der Strand ist, hab ich mir die Wartezeit mit Fotos machen, Meer anschauen und Nachrichten beantworten vertrieben. Ach, und ich hab den ersten Heiratsantrag meines Lebens bekommen. Und abgelehnt. Ich wusste nicht mal seinem Namen. Also, den Heiratsantrag, dem ich dann irgendwann mal auch zustimme, stell ich mir schon n bisschen anders vor.

Dann wars aber auch schon fast 18:00 Uhr und ich bin langsam wieder zur Botschaft zurückgelaufen. Da war ich nämlich zusammen mit allen anderen deutschen “Landsleuten“(wie der Botschafter uns bezeichnet hat) eingeladen, um das 28. Jubiläum des Tags der deutschen Einheit zu feiern. Das Fest war echt voll nett, vor allem weil mir aufgefallen ist, dass ganz schön viele deutsche Freiwillige in Togo sind und ich glaube, dass ich ein paar davon gern auch nochmal treffen würde. Die meisten wohnen auch nur ca. 2 Taxistunden entfernt, da ist das ja zum auch Glück kein Problem.

Nach diesem schönen Abend hat mich Emmanuel (bei ihm war ich die ersten zwei Wochen zu Gast) abgeholt und mit zu sich nach Hause genommen. Nach einem kurzen Gespräch und für mich noch einem kleinen Abendessen (kein Mensch kann frittieren Kochbananen mit scharfer Tomatensoße wiederstehen!) ging es dann auch bald ins Bett. Hier lieg ich jetzt schon seit einigen Stunden, mach den Blogeintrag fertig und kann nicht schlafen. Sobald ich die Zeit habe, Fotos von der Schule zu schicken, bekommt ihr ein paar Eindrücke, für heute muss ich das alles leider erstmal so stehen lassen.
Also dann, bleibt gesund, genießt eure Wasch- und Spülmaschinen, Staubsauger und dass die Schule so schön spät beginnt.
Bis ganz bald:)
Maria

One Responses

  • Birgit Güthle

    Liebe Maria,

    ich bin hin und weg! DU BIST IN TOGO!!!! FÜR EIN JAHR!!!! Super-genial und ober-cool! Ich freue mich so für Dich! Das war eine echt kluge Entscheidung. Ich wünsche Dir eine gute Zeit dort, voller neuartiger Erfahrungen und interessanter Kontakte. Es war ja schon jetzt ein Monat voller Bereicherung und es wird weiter ein Experiment und Abenteuer bleiben. Hab Freude dran! :-)))
    Ich hatte ein Sabbatjahr und bin grade wieder aus Afrika zurück, allerdings war ich südlicher unterwegs, als Du: Südafrika und Botswana. Du darfst mir gratulieren – ich bin jetzt frisch gebackener Nature Guide und darf sowohl als Ranger in Game Reserves/Nationalparks arbeiten oder in der Tourismusbranche. Für’s erste bin ich allerdings wieder in die Schule auf der Schwäbischen Alb zurück gekehrt und ich muss sagen, ich beneide euch um euer Lehrerzimmer! So schön hell, mit frischer Luft und in der Natur! 🙂
    Auf Deine weiteren Berichte bin ich sehr gespannt.
    Lass Dir’s gut gehen!

    Herzliche Umarmung
    Birgit

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