Letzter Blogeintrag Teil 2

  1. Woche

Es ist Montagmorgen. Ich höre lautes Klopfen an meiner Zimmertür. Ich schrecke hoch, weil ich denke ich habe verschlafen. Jacky und Jan stecken ihre Köpfe zur Tür hinein. Ich gucke auf meine Uhr. Es ist doch noch viel zu früh?! Die beiden fangen an zu singen:

bester Geburtstag

„Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein …“ Erst da realisiere ich, dass heute ja mein Geburtstag ist! Natürlich habe ich schon tagelang darüber nachgedacht, aber den Abend vorher waren noch so viele Gedanken in meinem Kopf über die vielen Aufgaben, die ich noch erledigen muss, dass ich am Morgen erst ein bisschen Zeit brauchte. Nach dem kleinen Ständchen ging es dann direkt ins Wohnzimmer wo schon meine selbstgebackene Torte mit hell erleuchteten Kerzen im dunklen Raum auf mich wartete. Einfach wunderschön.

So wie das Ständchen, das mir gesungen wurde, habe ich den gesamten Vormittag gestrahlt. Ich war einfach durch und durch glücklich, was von den Kindergartenkindern nur noch bestärkt wurde. Es war einfach unglaublich süß als sie mir alle zusammen „Happy Birthday“ gesungen haben und manche sogar noch einmal einzeln zu mir kamen und mich beglückwünschten. Später wurde meine gute Laune zwar etwas getrübt durch verschiedene Dinge, aber alles in allem war es ein wunderschöner Tag.

Direkt am Dienstag und Mittwoch haben wir dann unsere ganzen Sachen zusammengepackt und sind zur Farm gezogen. Unsere Wohnung war nämlich nur bis zum 31. August gemietet und das hieß dann für uns, dass wir für die letzten elf Tage auf der Farm leben werden. Zum einen hatte es etwas Gutes, weil wir ein bisschen das Leben der vorherigen Freiwilligen kennengelernt haben, die immer auf der Farm gewohnt haben und wir konnten schonmal gucken, ob alle unsere Sachen in unsere Koffer passten. Zum anderen mussten wir schon sehr viel früher unser Neues Zu Hause verlassen und hatten durch den Umzug noch mehr Stress in den letzten Tagen. Die Farm ist aber super schön und so fand ich die elf Tage dort richtig gut.

Abschlussfoto von uns Freiwilligen

Gleichzeitig haben wir dann schon die Wohnung für die neuen Freiwilligen etwas eingerichtet, da sie dieses Jahr schon gekommen sind, als wir noch dort warten. Das hieß für den Donnerstag und Freitag, dass wir unser Freiwilligenbüro wieder auf Vordermann gebracht haben für die neuen Freiwilligen, die ich am Freitag auch schon kennenlernen durfte. Sie sind allesamt sehr nett und ich weiß schon jetzt, dass das Programm in guten Händen sein wird. Am Freitag war dann auch schon unsere Abschiedsfeier mit den Mitarbeitern auf der Farm in Form eines bring and share´s (mitbringen und teilen). Das hieß also ganz viel essen, zusammenspielen und tanzen. Wie es sich für eine Feier gehört, hatten wir dann vor allem zum Schluss sehr viel Spaß zusammen. Kurz später habe ich dann Luca vom Flughafen abgeholt, denn er hat mich ein letztes Mal in Kapstadt besucht. Sehr viel Zeit zusammen hatten wir allerdings nicht, da ich am Samstag früh morgens für das WDR Video auf den Berg direkt vor unserer Haustür gestiegen bin und ab Mittag die Seniors zur Abschiedsfeier gekommen sind. Wir haben dann zusammen getanzt und gebraait. Leider fing es am Samstag schon an, dass ich krank geworden bin und ich musste mich etwas ausruhen. Am Sonntag nach den Gottesdiensten wurde es allerdings noch schlimmer und so habe ich die letzten Stunden geschlafen bevor Luca schon wieder zurückfliegen musste.

  1. Woche

In der letzten Woche in Südafrika wollte ich natürlich nicht zu Hause bleiben und gesund werden, sondern habe (wenn überhaupt) am Vormittag nur etwas länger geschlafen. Hinzu kam noch, dass wir in den letzten Wochen viel zu viele Projekte gleichzeitig geplant hatten. Zum Glück haben uns die neuen Freiwilligen etwas damit geholfen. So haben sie einen Baum an die Wand gemalt, auf dem sich alle Kinder und Freiwilligen mit ihrem Handabdruck verewigen konnten und hoffentlich zukünftig verewigen werden.

das Homecell Team

Am Dienstag hatte ich dann das Konzert mit den Kindern, denen ich etwas am Klavier beigebracht habe oder mit denen ich in einem Chor gesungen hatte. Leider war genau an diesem Tag aber meine Stimme weg, sodass ich dem Chor bei den Liedern nicht mehr helfen konnte und zwei Lieder nicht mehr wie geplant mit meiner Stimme begleiten konnte. Die Kinder haben aber trotzdem alle sehr schön gesungen und gespielt und die Eltern waren bestimmt sehr stolz auf sie.

Der Abschied mit den Jüngeren im Aftercare war am Mittwoch sehr schön: wir haben ein paar Snacks gekauft und einfach noch zusammengesessen und geredet. Am Abend hatte ich jedoch einen sehr berührenden Abschied beim Homecell (Jugendkreis). Jeder hat persönlich ein paar Worte gesagt, ich durfte mich dann auch bedanken und zum Schluss haben alle noch für mich gebetet. Das war wirklich unglaublich schön.

Die Junior Girls waren am nächsten Tag unfassbar süß und haben extra Plakate bemalt und Essen mitgebracht, sodass wir eine richtige Abschiedsfeier zusammen hatten. Da haben wir, wie bei den anderen Kindern auch schon, unsere kleinen Abschiedsgeschenke übergeben und noch so einige Fotos zusammen gemacht. Alle Mitarbeiter sind auch noch einmal zusammengekommen, haben uns ein kleines Geschenk überreicht und uns noch ein paar nette Worte mitgegeben.

Women´s Day Event

Am Freitag bevor wir geflogen sind, gab es eine riesige Aktion von der NWF. Es war women´s day und dazu gibt es eine Demonstration in der Innenstadt, damit Frauen mehr beachtet und unterstützt werden. Also standen wir mit der halben NWF vor einer Bühne, haben Reden gehört, sind rufend durch die Stadt gelaufen und durften uns dann ein Programm voll mit Tänzen, Chören und Vielem mehr ansehen. Wieder zurück in der NWF stand dann aber auch der Abschied von den Seniors bevor. Der Tag war aber noch lange nicht rum. Ich habe noch ein letztes Mal Zeit mit Terri verbringen dürfen und am Abend sind Jacky, Jan und ich ein letztes Mal zusammen essen gegangen. Dabei haben wir über das ganze Jahr nachgedacht: was waren die traurigsten, lustigsten, schönsten Moment der letzten 12 Monate. Wir konnten uns nie auf einen Moment einigen, denn es ist so viel passiert in dieser gesamten Zeit, dass man es nur schlecht zusammenfassen kann.

Treffen mit Mandy (Süd-Nord-Freiwillige) und ihrer Schwester

Am nächsten Tag ging es dann auch schon früh raus denn wir sind zum letzten Mal zum Parkrun in Muizenburg gegangen und haben den Berg direkt vor unserer Haustür bestiegen. Dazu haben wir einige der neuen Freiwilligen auch mitgenommen, denn ein paar Insidertipps wollten wir ihnen doch noch mitgeben. Es ging dann genauso vollgepackt weiter: ich habe Freunde getroffen, mir mein Tattoo ein letztes Mal nachstechen lassen und es waren noch andere Freunde bei uns zu Besuch.

Am letzten Tag bin ich zu Sharon´s Kirche gegangen und war dann zum Glück noch bei ihr zum Essen eingeladen. So konnte ich geradeso noch ihre neue Wohnung und ihre fabelhaften Kochkünste bestaunen. Danach ging es dann ans Sachen packen. Eigentlich wollten wir noch etwas sauber machen und die Sachen für die neuen Freiwilligen bereitlegen, die sie mitnehmen konnten, aber leider hatten wir zu wenig Zeit und so ging es relativ gestresst zum Flughafen.

Generell muss ich sagen, dass ich es noch nicht so richtig begreifen konnte, dass ich wieder zurück nach Deutschland gehen werde. Ich habe mich so gefühlt als ob ich am Montag wieder normal zur NWF gehen und dort arbeiten werde. Ich habe mich dort wirklich zu Hause gefühlt. Erst als wir zum Flughafen gefahren sind, habe ich so langsam realisiert, dass ich dieses Leben und die Menschen in Südafrika nun verlassen werde, was mich unendlich traurig gemacht hat.

Für immer in meinem Herzen

Zurück in Deutschland:

Als ich wieder angekommen bin, war erst einmal alles komisch für mich: der Rechtsverkehr, die kleinen Supermärkte und vor allem, dass Fremde mich wieder verstehen können und ich sie. Das ganze Leben in Bochum kam mir total surreal vor. Als ob ich zwar alles um mich herum sehen kann, aber noch lange nicht begreifen kann. Zum Glück war ich in den letzten Wochen die meiste Zeit unterwegs und konnte so nicht allzu viel über Südafrika nachdenken. Deswegen kommen mir viele Sachen auch nicht mehr allzu komisch vor. Trotzdem denke ich mir jedes Mal, wenn ein Flugzeug über mich hinweg fliegt, wie schön es doch wäre einfach wieder nach Südafrika zu fliegen. Ich denke ich brauche einfach noch etwas Zeit, um wieder ganz in Deutschland anzukommen. Trotzdem wird ein Teil meines Herzens immer für Südafrika schlagen und ich freue mich schon jetzt sehr darauf, das Land und die Menschen dort bald wieder besuchen zu gehen.

Liebe Blogleser,

danke, dass ihr so ausdauernd gewesen seid und immer mal wieder hier vorbeigeschaut habt. Ich hoffe ihr hattet so einen kleinen Einblick in mein doch etwas anderes Leben in Kapstadt. Mein Blog wird mit diesem Eintrag leider enden. Ich bin gespannt auf meinen neuen Lebensabschnitt als Studentin und wünsche euch noch alles Gute und Gottes Segen für euren Lebensweg.

P.S.: Wie auch bisher möchte ich hervorheben, dass alles was ich beschrieben habe aus meiner subjektiven Perspektive heraus geschehen ist und keineswegs verallgemeinert werden kann.

P.P.S.: Ein großer Dank geht an dieser Stelle an Jan, der jeden der Blogeinträge durchgelesen und die vielen Fehler korrigiert hat! 😊

One Responses

  • Kenan

    Liebe Leonie.

    Ich wünsche Dir hierüber auch alles erdenklich Gute, das alles in Deinem Sinne weitergeht und Du mit dem, was Du bisher gemacht hast, mit dem, was Du aktuell machst und mit allem,was Du noch vorhast, glücklich wirst.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Kenan Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert